Aktionärs-Zustimmung: Deutsche-Börse-Chef atmet auf
Frankfurt/Main (dpa) - Eine schwere Last dürfte ihm von den Schultern gefallen sein, dem Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni nach dem deutlichen Ja seiner Aktionäre zum Zusammenschluss mit der traditionsreichen US-Börse NYSE Euronext.
Gut 82 Prozent - so die Mitteilung vom Freitagabend - sind für das Megaprojekt.
Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur größten Börse der Welt ist erreicht. Gestoppt dürfte der Fusionsprozess nun nicht mehr werden, nachdem sich zuvor schon die Anteilseigner der New Yorker Börse klar für die Börsenhochzeit ausgesprochen hatten.
Als nächstes steht nun der lange, zeitaufwändige Gang durch die insgesamt rund 40 Wettbewerbs- und Aufsichtsbehörden aus den USA und Europa an, die das Vorhaben prüfen. Das wird angesichts der Komplexität des Falles und des Gewichtes des neuen, noch immer namenlosen Konzerns wohl bis ins nächste Jahr hinein dauern. Entstehen soll schließlich eine Megabörse mit einem Börsenwert von rund 17 Milliarden Euro, dem weltweit größten Handelsplatz für Aktien und einem der wichtigsten Handelsplätze für Derivate.
Eine ernsthafte Gefahr für den neuen Börsengiganten wird in Finanzkreisen nicht erwartet, auch wenn die EU als die wohl bedeutendste Prüfbehörde Bedenken signalisiert hat. Tiefgreifende Änderungen wie etwa ein Verkauf von Unternehmensteilen werden dem Vernehmen nach voraussichtlich nicht verlangt werden.
So dürfte denn der behäbig wirkende Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni über sein erfolgreiches Werben für die Fusion mächtig stolz sein. Als „passionierter Angler“ immer wieder gern belächelt, hat er letztlich einen dicken Fisch an Land gezogen - in aller Seelenruhe. Statt laut polternd - wie es die Art seines mehrfach mit Fusionsplänen gescheiterten Vorgängers Werner Seifert war - hat er sein Netz lange vorher still und heimlich geknüpft und es erst dann ausgeworfen, als die Verhältnisse nahezu ideal waren. Zwar scheiterte auch er zweimal, bevor der Coup gelang, aber schließlich dürfte er es in seiner Beharrlichkeit geschafft haben.
Bis Mitte Februar 2011 waren alle wesentlichen Eckpfeiler, auf der die Transaktion fußen sollte, eingerammt: Die Verteilung der Macht und Größe im Konzern wurde so festgezurrt, dass beide Seiten von einem Zusammenschluss unter Gleichen sprechen konnten und kein ernsthafter Widerspruch darüber aufkam. Anfangs lautstark geäußerte Kritik aufgrund nationaler Empfindlichkeiten wurde leiser.
Mit überwältigenden Mehrheiten stimmten nun die Aktionäre beider Seiten, für die gemeinsame Sache. Obwohl jede einzelne sich anfangs im Nachteil gesehen hatte. Dabei dürfte nicht zuletzt auch die Aussicht auf eine hübsche Sonderdividende überzeugt haben.