Gehälter von Topmanagern Aktionärskritik an Vorstandsvergütungen ist lauter geworden
Frankfurt/Main (dpa) - Die Vergütung von Deutschlands Topmanagern sorgt auf Hauptversammlungen immer häufiger für Ärger.
Nach einer Auswertung des Beratungsunternehmens hkp-Group sank die Zustimmungsquote zu den Vergütungssystemen der Dax-Vorstände im vergangenen Jahr im Schnitt auf 66 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit Einführung der Abstimmung im Jahr 2010. Drei von acht Unternehmen, bei denen das Thema auf der Tagesordnung stand, wurden beim Aktionärstreffen abgestraft.
In diesem Jahr rechnet hkp-Expertin Regine Siepmann mit mehr Zustimmung. Unternehmen hätten Konsequenzen aus der Kritik von Anlegern gezogen. Das Votum der Anteilseigner ist gemäß Aktiengesetz zwar nicht bindend - kann aber dennoch Wirkung entfalten.
„Die Vergütung muss sich auch an den Interessen der Aktionäre ausrichten, und es muss klar sein, nach welchen Kriterien sie erfolgt. Das sind wichtige Punkte für Investoren und Stimmrechtsberater“, sagte Siepmann der Deutschen Presse-Agentur.
Vor allem Stimmrechtsberater, denen insbesondere kleinere Investoren folgen, sind nach Einschätzung Siepmanns in den letzten Jahren deutlich aktiver und kritischer geworden. „Bei Konzernen mit einem hohen Streubesitz bewegen die Stimmrechtsberater viel. Sie haben allerdings oft wenig Verständnis für unternehmensspezifische Situationen.“
In diesem Jahr steht das Vergütungssystem bei insgesamt acht der 30 Dax-Konzerne auf der Tageordnung der Hauptversammlung. Einige Börsenschwergewichte, darunter der Chemie- und Pharmakonzern Merck sowie die Munich Re haben ihre Vorschläge bereits durchgebracht. Der weltgrößte Rückversicherer will auf Druck der Aktionäre die Boni für seine Chefetage einschränken. Großanleger hatten auf dem Aktionärstreffen 2017 kritisiert, dass die Kriterien für die Vergütung des Vorstands schwer durchschaubar seien.
Auch Merck erhielt die Zustimmung der Aktionäre. Die überarbeiteten Regeln machen die Zusammensetzung der Managergehälter transparenter und umfassen eine Klausel, mit der sich gewährte Gelder bei schwerem Fehlverhalten zurückzuholen lassen. Zudem gibt es im System Obergrenzen: Konzernchef Stefan Oschmann darf insgesamt maximal 9,8 Millionen Euro pro Jahr verdienen, bei den übrigen Vorständen sind es 8 Millionen.
Aktionärsvertreter hatten jüngst eine Deckelung und radikale Vereinfachung der Vergütungssysteme für Topmanager der gefordert. „Die Systeme sind immer komplizierter geworden. Hier müsste deutlich abgerüstet werden“, hatte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler gesagt.
Positiv bewertet Siepmann, dass die Qualität und Transparenz der Vergütungsberichte gestiegen seien. „Die Berichte müssen nicht den Wirtschaftsprüfern gefallen. Das haben viele Unternehmen verstanden.“