Alstom-Deal: Gewerkschafter fordert Klarheit für deutsche Standorte
Paris/Berlin (dpa) - Nach dem Deal zwischen Frankreichs Alstom-Konzern und dem Siemens-Rivalen General Electric (GE) hat die IG Metall am Standort Mannheim Klarheit über die Auswirkungen auf die deutschen Werke gefordert.
Es müsse schnell dargelegt werden, was man hierzulande vorhabe und wie die organisatorische Entwicklung aussehe, sagte der Geschäftsführer der IG Metall in Mannheim, Klaus Stein, am Montag. Nach Salzgitter mit 2800 Mitarbeitern ist Mannheim mit 1800 Beschäftigten der größte deutsche Standort. Welche Folgen die Kooperation habe, werde sich erst in den kommenden Wochen und Monaten konkretisieren, sagte ein Alstom-Unternehmenssprecher in Berlin.
Alstom beschäftigt in Deutschland eigenen Angaben zufolge insgesamt rund 8600 Mitarbeiter an 23 Standorten. Für den gesamten Konzern arbeiten demnach etwa 93 000 Menschen in rund 100 Ländern.
Am Wochenende hatte die Alstom-Spitze das Kooperationsangebot des US-Konzerns GE angenommen. Gleichzeitig kann der französische Staat mit 20 Prozent größter Aktionär bei Alstom werden. Darauf hatten sich Regierung und Großaktionär Bouygues geeinigt. Der deutsche Siemens-Konzern ist damit aus dem Rennen.
Im Gegensatz zu Siemens hatte GE in seinem Angebot lediglich zugesagt, in Frankreich 1000 neue Jobs schaffen zu wollen. Siemens hatte in seinem Angebot für den Bereich Gasturbinen eine dreijährige Beschäftigungsgarantie gegeben.
Frankreichs Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg sagte im TV-Sender BFMTV, der US-Konzern wolle 50 000 Euro Strafe zahlen für jeden Arbeitsplatz, der trotz der Zusage nicht geschaffen werde. Der Alstom-Konzernbetriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall hatten für Deutschland eine faire Standortpolitik gefordert.
Das letzte Wort über die gemeinsen Pläne von Alstom und GE sollen die Alstom-Aktionäre im Herbst haben. Die endgültigen Vereinbarungen mit GE könnten dann im ersten Halbjahr 2015 getroffen werden, sagte Alstom-Chef Patrick Kron am Montag im französischen Sender Europe 1. Kron sprach von Vorteilen für alle Beteiligten, erwähnte explizit aber nur das Mutterland des Konzerns: „Es wird künftig mehr Entscheidungszentren in Frankreich geben als heute.“
Siemens-Chef Joe Kaeser zeigte sich auch nach dem Scheitern im Alstom-Poker weiter an Übernahmen interessiert: „Natürlich halten wir die Augen weiter offen. Besonders interessant ist und bleibt für uns der amerikanische Markt“, sagte Kaeser der „Bild“-Zeitung (Montag). Der Manager unterstrich erneut, er sehe den Zuschlag für GE nicht als Niederlage. „Wir hatten das eindeutig bessere Angebot in puncto Jobs, Preis und Zukunftsperspektive für die französische und die europäische Industrie. Ausschlaggebend war am Ende, dass der Alstom-Chef Deutschland und Siemens entschieden bekämpft hat. Dagegen konnten und wollten wir nichts machen.“