Amerikaner sagen Ja zu Deutscher Börse

New York/Frankfurt (dpa) - Deutsche Börse und New York Stock Exchange sind sich einen großen Schritt nähergekommen. Am Donnerstag haben die Aktionäre der amerikanischen Seite mit breiter Mehrheit für die Fusion gestimmt.

Wenn jetzt auch noch die Aktionäre der Deutschen Börse sowie die Behörden mitziehen, entsteht bis zum Jahresende der weltgrößte Börsenbetreiber mit starken Standbeinen sowohl in New York als auch in Frankfurt und anderen europäischen Städten.

Rund 96 Prozent der Abstimmenden haben nach einer vorläufigen Auszählung für den Zusammenschluss plädiert - oder knapp 66 Prozent aller NYSE-Anteilseigner. Nötig war eine Zustimmung von mindestens 50 Prozent. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Abstimmungsergebnis“, sagte NYSE-Verwaltungsratschef Jan-Michiel Hessels. Und Konzernchef Duncan Niederauer ergänzte: „Das gibt uns viel Zuversicht.“

Zu diesem Zeitpunkt lag eine abschnittsweise turbulente Hauptversammlung hinter den beiden. Denn bei so manchem Aktionär herrscht immer noch Skepsis und einige stehen dem Vorhaben sogar ausgesprochen feindlich gegenüber. Hessels und Niederauer versuchten, Sorgen um die Eurokrise zu zerstreuen oder beantworteten Fragen zur künftigen Bezahlung des Spitzenmanagements. So wollte eine Aktionärin wissen, ob bei der Fusion Boni an das Management flössen. „Das ist niemals diskutiert worden und steht derzeit auch nicht zur Debatte“, sagte Verwaltungsratschef Hessels.

Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni zeigte sich zufrieden. „Die Aktionäre der NYSE Euronext haben ein klares Votum für Wachstumsperspektive und Wertsteigerungspotenzial abgegeben“, sagte er in Frankfurt. „Nun haben die Aktionäre der Deutschen Börse die Chance, ebenfalls daran teilzuhaben.“ Nach Abschluss der Transaktion werden die Aktionäre der Deutschen Börse 60 Prozent am Gesamtunternehmen halten, die Führung übernimmt jedoch NYSE-Chef Niederauer.

Der Betriebsrat sträubt sich gegen das Vorhaben, auch weil er den Verlust von Arbeitsplätzen fürchtet: Die geplante Fusion zur „Superbörse“ benachteilige die Deutsche Börse gravierend, erklärten die Arbeitnehmervertreter. Der Zusammenschluss gefährde die Funktionsfähigkeit der deutschen Finanzmärkte und das Geschäftsmodell der Deutschen Börse. Der Betriebsrat empfahl den Aktionären, das Umtauschangebot nicht anzunehmen.

Die Anteilseigner auf deutscher Seite stimmen nur indirekt über die Fusion ab: Sie haben noch bis einschließlich nächste Woche Mittwoch (13.7.) Zeit, ihre Aktien in Papiere der neuen gemeinsamen Holding umzutauschen. Versüßt werden soll ihnen der Umtausch mit einer Sonderdividende von 2,00 Euro je Anteilsschein. Die Frist kann jedoch nochmals um zwei Wochen verlängert werden.

Die US-Aktionäre erhalten eine Sonderdividende von 1,37 Dollar pro Aktie, wenn der Zusammenschluss durch ist. Allerdings müssen noch Wettbewerbshüter und Aufsichtsbehörden auf beiden Seiten des Atlantiks zustimmen - und sie werfen ein strenges Auge auf die Pläne. Schließlich soll der weltgrößte Börsenkonzern entstehen, führend unter anderem im Derivatehandel. Europas Wettbewerbshüter haben bereits Bedenken signalisiert. Bis Ende des Jahres wollen Deutsche Börse und NYSE Euronext aber auch die letzten Hindernisse aus dem Weg geräumt haben.