dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
EZB strafft Zügel: Leitzins steigt auf 1,5 Prozent
Frankfurt/Main (dpa) - Die Europäische Zentralbank (EZB) zieht die Zügel weiter an. Wegen des anhaltenden Inflationsdrucks wird der Leitzins im Euro-Raum wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent erhöht. Das teilte die EZB nach ihrer Ratssitzung am Donnerstag in Frankfurt mit. Allerdings bremst die Schuldenkrise in mehreren Euroländern Europas Währungshüter auf ihrem Kurs zu höheren Zinsen: Teures Geld ist Gift für die lahmende Wirtschaft der Pleitekandidaten Griechenland oder Portugal. Mit dem zweiten kleinen Zinsschritt binnen drei Monaten setzen die Währungshüter ihren allmählichen Ausstieg aus der Krisenpolitik des extrem billigen Geldes fort. Zuvor hatte der wichtigste Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld seit Mai 2009 auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent verharrt.
NYSE-Aktionäre segnen Fusion mit Deutscher Börse ab
New York (dpa) - Deutsche Börse und New York Stock Exchange sind sich einen großen Schritt nähergekommen. Am Donnerstag haben die Aktionäre der amerikanischen Seite für die Fusion zum weltgrößten Börsenbetreiber gestimmt. 96 Prozent der Abstimmenden haben nach einer vorläufigen Auszählung für den Zusammenschluss plädiert oder knapp 66 Prozent aller NYSE-Anteilseigner. Nötig war eine Zustimmung von mindestens 50 Prozent. Die NYSE hatte eigens eine Hauptversammlung in New York einberufen. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Abstimmungsergebnis“, sagte NYSE-Verwaltungsratschef Jan-Michiel Hessels. Dem geplanten Zusammenschluss waren mehrere erfolglose Anläufe vorausgegangen, zwischenzeitlich hatte die US-Technologiebörse Nasdaq das Unterfangen mit einem eigenen Übernahmeangebot torpediert.
Saab setzt auf Produktionsstart im August
Stockholm (dpa) - Nach fast vier Monaten Zwangspause sollen bei Saab wieder Autos vom Band rollen. Wie das Traditionsunternehmen am Donnerstag in Trollhättan mitteilte, wird der 9. August als Produktionsstart angepeilt. Seit April hat das westschwedische Stammwerk so gut wie permanent stillgestanden, weil Saab kein Geld mehr zur Bezahlung von Zulieferern hatte und Ende Juni auch Löhne und Gehälter nicht termingerecht überweisen konnte. „Wir haben jetzt eine Reihe positiver Entwicklungen in Gang gebracht und sind viel optimistischer“, sagte Unternehmenssprecherin Gunilla Gustavs. Insgesamt seien in den letzten Wochen 61 Millionen Euro zur Wiederaufnahme der Produktion in die Kasse gekommen.
ThyssenKrupp verkauft Aktien - Schulden sollen sinken
Essen (dpa) - Der Stahlkonzern ThyssenKrupp hat für rund 1,6 Milliarden Euro eigene Aktien verkauft, um seinen enormen Schuldenberg zu reduzieren. Mit dem Verkauf der Aktien sollen das Eigenkapital gestärkt und die Nettofinanzschulden reduziert werden, wie ThyssenKrupp am Donnerstag mitteilte. Das Unternehmen trennte sich von einem Aktienpaket in Höhe von 9,6 Prozent. Der neue Konzernchef Heinrich Hiesinger hatte angekündigt, dem Abbau des Schuldenberges werde höchste Priorität eingeräumt. Allein in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2010/2011 (30. September) war die Verschuldung des Konzerns um rund 2,7 Milliarden Euro auf knapp 6,5 Milliarden gewachsen. Hintergrund sind vor allem Anlaufverluste bei Stahlwerksprojekten in Brasilien und den USA.
Banker trotz Griechenlandkrise optimistisch
Frankfurt/Stuttgart (dpa) - Deutschlands Bankmanager blicken trotz der Griechenlandkrise so zuversichtlich in die Zukunft wie selten zuvor. Das geht aus dem halbjährlichen Bankenbarometer hervor, das die Beratungsfirma Ernst & Young am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichte. Befragt wurden Führungskräfte von 120 Geldhäusern in Deutschland. Demnach erwarten 98 Prozent der Manager eine positive Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Der Ausblick ist damit so optimistisch wie noch nie seit Beginn der Befragung im Juni 2009. Mit einer Pleite Griechenlands, die zu massiven Turbulenzen an den Wertpapiermärkten führen dürfte, rechnen die meisten Banker derzeit offensichtlich nicht.
Topmanager erhalten 20 Prozent mehr
Frankfurt/Main (dpa) - Die Gehaltsschere zwischen „Normalverdienern“ und deutschen Topmanagern hat sich im vergangenen Jahr weiter geöffnet. Durchschnittlich 4,5 Millionen Euro verdiente der Vorstandschef eines Dax-Konzerns, gut 20 Prozent mehr als im Krisenjahr 2009, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hervorgeht. Der durchschnittliche Arbeitnehmer kam laut Statistischem Bundesamt dagegen nur auf ein Plus von brutto 2,2 Prozent. Absoluter Topverdiener war mit rund 9,3 Millionen Euro VW-Chef Martin Winterkorn. Er überholte Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann, der 8,99 Millionen Euro kassierte. Siemens-Lenker Peter Löscher kam auf Rang drei.
Wirtschaft dringt auf Visa-Freiheit mit Osteuropa
Berlin (dpa) - Die in Osteuropa engagierte deutsche Wirtschaft hat Bundesregierung und russische Regierung aufgefordert, die Reisebeschränkungen auf beiden Seiten abzubauen. Die Visa-Pflicht zwischen EU und den osteuropäischen Nachbarstaaten belaste die europäische Wirtschaft mit mehreren hundert Millionen Euro im Jahr, beklagte der neue Vorsitzende des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft, Metro-Chef Eckhard Cordes, am Donnerstag in Berlin. Welcher der beiden Seiten die Verantwortung für diese Verluste zuzurechnen sei, sei nicht exakt auszumachen. Kosten wie Gebühren und Bearbeitung von Visa-Anträgen zwischen Deutschland und Russland bezifferte der Ost-Ausschuss auf gut 160 Millionen Euro im Jahr.
Studie: Elektroautos sofort einsatzfähig
Köln (dpa) - Elektroautos könnten in deutschen Großstädten sofort in großem Maßstab eingesetzt werden - zusätzliche Ladesäulen sind dafür nicht nötig. Das ist das wichtigste Ergebnis eines noch laufenden Pilotprojekts in Köln, bei dem Elektroautos seit über einem Jahr in der Praxis getestet werden. „Morgen früh könnte man in Köln auch bei den privaten Pkw mit Elektroautos starten“, sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen, der das Projekt mit fast 50 Wissenschaftlern begleitet hat, am Donnerstag in Köln. Der Versuch habe gezeigt, dass die meisten Leute ihr Elektroauto zu Hause an der normalen Haushaltssteckdose aufladen würden. Deshalb wären Zusatzinvestitionen in Form von Ladesäulen erst mal überflüssig. In einer Stadt wie Köln mit einer Million Einwohnern könnten jetzt schon gut 30 000 Elektroautos fahren.
Jeder Fünfte will nicht ins Internet
Berlin (dpa) - Gut jeder Fünfte in Deutschland will nicht ins Internet. Der Anteil „überzeugter Offliner“ liege bei 21,9 Prozent, ergab die Studie „(N)Onliner Atlas 2011“. Das seien immerhin 15,5 Millionen Menschen, betonte der Geschäftsführer des Forschungsinstituts TNS Infratest, Robert Wieland, am Donnerstag in Berlin. Das Wachstum bei der Zahl der Internet-Nutzer hat sich der Studie zufolge unterdessen abgeschwächt. Aktuell sind 74,7 Prozent der Bevölkerung im Alter über 14 Jahren online. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil um 2,7 Prozentpunkte - der geringste Zuwachs seit 2008. Europaweit liege Deutschland damit bei der Internet-Nutzung auf dem 7. Platz. Spitzenreiter sind Island und Norwegen mit jeweils 93 Prozent. Deutschland kommt in dieser Rangliste auf 80 Prozent, weil nur Personen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren gezählt werden.
Dax steigt über 7500 Punkte
Frankfurt/Main (dpa) - Positive Daten vom US-Arbeitsmarkt haben den Dax am Donnerstag über die Marke von 7500 Punkten getrieben. Der Leitindex stieg um 0,97 Prozent auf 7503 Punkte und machte damit sein kleines Vortagesminus mehr als wett. Der MDax rückte um 0,98 Prozent auf 11 182 Punkte vor und für den TecDax ging es um 0,60 Prozent auf 905 Punkte nach oben. Am Rentenmarkt verharrte die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere bei 2,72 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,13 Prozent auf 124,07 Punkte. Der Bund Future lag mit 0,17 Prozent im Minus bei 126,30 Punkten. Der Euro fiel. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,4247 (Mittwoch: 1,4318) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7019 (0,6984) Euro.