Anklage: Hat Ex-Baulöwe erneut betrogen?
Jürgen Schneider soll 67000 Euro ergaunert haben.
Bonn. Ehrlichkeit, sagt Utz Jürgen Schneider, der als privater Baulöwe Banken in Serie über den Tisch gezogen hat, sei ihm heute sehr wichtig. Das aber nimmt ihm die Bonner Staatsanwaltschaft nicht ab: Sie hat den 76-Jährigen, der 1994 nach seiner Flucht vor den Strafverfolgern ganz oben auf der Liste der meistgesuchten Betrüger stand, erneut wegen Betruges angeklagt. Und seine Frau.
Denn wenn sich Schneider nach dem Willen der Anklagebehörde in Bonn vor Gericht verantworten muss, soll seine Ehefrau (65) neben ihm sitzen. Sie soll, so die Ermittler, in einem der drei angeblichen Betrugsmanöver, um die es nun geht, Beihilfe geleistet haben. Ob es dazu kommt, steht indes noch nicht fest.
Das Schöffengericht hat die Anklage gerade erst zugestellt, was wohl auch mit Widrigkeiten verbunden gewesen sein soll: Unter der letzten der Justiz bekannten Adresse im Hessischen wurde Schneider nicht angetroffen. Ermittlungen ergaben schließlich: Er lebt mittlerweile im Siebengebirge. Ganz in der Nähe des angeblichen Tatortes. Der ist laut Anklage der Petersberg.
Dort, im historischen Grandhotel und Gästehaus des Bundes, soll Schneider wieder versucht haben, anderen Leuten mit Lügengeschichten Geld aus der Tasche zu ziehen. Rechtlich wertet die Staatsanwaltschaft das als gewerbsmäßigen Betrug - auch wenn es im Verhältnis zu den Milliarden von damals um "Peanuts" geht. Ein Wort, das der damalige Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper für den Millionenschaden benutzte, den Schneider bei den Handwerkern angerichtet hatte.
Diesmal soll Schneider sich tatsächlich nur um 67000 Euro bereichert haben. Und das sah laut Anklage folgendermaßen aus: Der Mann, der sich einst mit frisierten Zahlen Milliardenkredite für Sanierungen in Ost und West erschlich, soll am 14. Oktober 2008 Vertreter einer Fondsgesellschaft auf den Petersberg zwecks Investitionsgeschäften geladen haben.
Dabei soll er vorgegeben haben, aus dem Familienvermögen seiner Frau mehrere Millionen Euro investieren zu wollen. Tatsächlich war er laut Anklage weder bereit noch in der Lage, das Geld zu zahlen. Stattdessen verlangte er in allen drei Fällen eine Art Sicherheit vorab. Eine Firma, die an Spielbanken beteiligt gewesen war, zahlte tatsächlich 67000 Euro - bevor sie nur einen Cent gesehen hatte.