Anlegen im Zinstief — wo Sparer noch verdienen können
Viele Anleger raufen sich die Haare. Gibt es jetzt keine ausreichenden Renditen mehr?
Stuttgart. Viele Anleger und Sparer sind verunsichert: Was bedeutet die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins auf den historischen Tiefstand von 0,25 Prozent zu senken? Niels Nauhauser, Anlageexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, gibt Antworten auf die vielen Fragen.
Die Entscheidung hat vor allem Auswirkungen auf die kurzfristigen Zinsen, zum Beispiel bei Tagesgeld. Die Zinssenkung der EZB bedeute aber nicht, dass die langfristigen Zinsen sinken. So liege die Umlaufrendite unverändert bei 1,42 Prozent.
Ja, zum Beispiel langfristig laufende Festgeld-Anlagen können die Inflationsrate von 1,5 schlagen. So gibt es für fünf Jahre Laufzeit bis zu 2,5 Prozent pro Jahr und bei zehn Jahren Laufzeit drei Prozent. Wer Geld übrig hat und auch in naher Zukunft nicht darauf zurückgreifen muss, kann es längerfristig anlegen und schützt es damit vor Inflationsverlusten.
Hier waren viele Versicherer der Meinung, Garantien auf künftige Zinsen geben zu können. Diese heile Welt funktioniert aber nur dann, wenn die Prognose auch eintritt. Das sei in den vergangenen Jahren aber nicht immer der Fall gewesen.
Versicherer, die auf stetig steigende, hohe Zinsen spekulierten, machten einen Planungsfehler, für den Versicherungsnehmer nicht geradestehen sollten. Hinzu komme, dass diese nicht angemessen an den Erträgen von Lebensversicherungen beteiligt würden. Nauhauser rät davon ab, eine Lebensversicherung als Kapitalanlage oder Altersvorsorge abzuschließen.
Der Trend, Geld in Immobilien zu investieren, hält weiter an, da andere Anlagenformen immer weniger Rendite abwerfen. Immobilen schützen Anleger aber nicht sicher vor Inflation. Auch dürfe man Kosten, zum Beispiel für Instandhaltung oder Steuern, dabei nicht vergessen. Und auch auf dem Immobiliensektor können die Preise fallen. Wer dann zu einem ungünstigen Zeitpunkt verkaufen müsse, könne sogar Geld verlieren.
Auf Geld, das in Gold gesteckt wird, gibt es keine Zinsen. Der Goldpreis kann außerdem plötzlich sinken, wie sich gerade in jüngerer Vergangenheit gezeigt hat. Gold könne aber in Zeiten der Bankenkrise vor Verlusten schützen. Sämtliches Geld, das man investieren möchte, in Gold anzulegen, ist allerdings in jedem Fall die falsche Strategie. Sein Kapital sollte man immer auf mehrere Anlageformen verteilen. Dazu gehöre eine „Goldreserve“. dpa