Anleger entscheiden über Schicksal von Immobilienfonds

Frankfurt/Main (dpa) - Der Offene Immobilienfonds SEB Immoinvest lässt die Anleger über sein Schicksal entscheiden. Das Schwergewicht unter den Publikumsfonds wird am 7. Mai geöffnet - allerdings zunächst nur für einen Tag, wie SEB Asset Management mitteilte.

Anleger können bis dahin Verkaufsorders für ihre Anteile abgeben, müssen aber einen Abschlag von 5 Prozent in Kauf nehmen. Falls die Rückgabewünsche die verfügbare Liquidität übersteigen, werden die Aufträge nicht ausgeführt - und der seit rund zwei Jahren eingefrorene Fonds muss abgewickelt werden.

„Die Chance zur Weiterentwicklung des Fonds besteht somit einzig und allein in Ihrer Entscheidung, von der Möglichkeit, Ihre Anteile zu verkaufen, keinen Gebrauch zu machen“, appellierte SEB Asset Management an die Anleger. Fondsmanagerin Barbara Knoflach begründete die Entscheidung am Donnerstag: „Wir möchten unsere Anleger in die Entscheidung einbeziehen und die Gleichbehandlung aller Anleger sicherstellen. Wir sehen dies als den einzig gangbaren Weg an und glauben, dass wir eine Chance haben. Sonst hätten wir uns nicht für dieses Vorgehen entschieden.“

Das Immobilienportfolio in dem Fonds sei durch Verkäufe ertragsstärker als vorher. Wenn die Wiedereröffnung gelingt, seien damit die Voraussetzungen geschaffen worden, um an die guten Ergebnisse der Vergangenheit anknüpfen zu können. Knoflach zeigte sich zuversichtlich: „Wir glauben, dass die Anleger das sehr wohl schätzen.“ Zuletzt seien 17 Immobilien im Wert von rund einer Milliarde Euro verkauft worden. Die Liquidität erreiche nun mehr als 30 Prozent des Fondsvolumens.

Der Fonds habe geschätzt rund 350 000 Investoren, die Anteile liegen nach den Angaben zu mehr als 92 Prozent in den Händen von Kleinanlegern. Dachfonds halten vier Prozent - sie dürften ihre Papiere zurückgeben. Von den übrigen vier Prozent, die institutionelle Investoren halten, erwartet das Fondsmanagement nur kleinere Rückgaben.

Falls alle Rückgabewünsche bedient werden können, sollen die Anleger künftig bis auf weiteres nur noch jährlich über ihre Anteile verfügen können. Bevor der Fonds auf Eis gelegt wurde, kamen die Investoren täglich an ihr Geld. Die Umstellung verschaffe in der augenblicklichen Situation „genau jene Handlungsspielräume, die zu einer erfolgreichen Weiterführung des Fonds im Sinne seiner Anteilinhaber benötigt werden“, erklärte SEB Asset Management.

Misslingt der Versuch, wäre der SEB Immoinvest mit einem Fondsvolumen von 6,3 Milliarden Euro das siebte Opfer der einst als sicheres „Betongold“ beworbenen Produkte. Aus Knoflachs Sicht wäre dies das Schlechteste denkbare Szenario: Der Fonds hätte dann fünf Jahre Zeit, seine Immobilien zu verkaufen und die Anleger entsprechend schrittweise auszuzahlen. Vermutlich allerdings mit Verlusten, wie Knoflach betonte: „Es ist klar, dass ein Fonds, der sich in Auflösung befindet, keine so guten Preise kriegt.“

Nach Angaben des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) ist aktuell ein halbes Dutzend Immobilienfonds mit einem Anteil von rund 11 Prozent am gesamten Fondsvermögen in der Auflösung. Sieben weitere - darunter der SEB Immoinvest - mit zusammen fast 14 Milliarden Euro Volumen oder 16 Prozent des gesamten Marktes sind eingefroren, nachdem zu viele Anleger gleichzeitig Anteile verkauft hatten, um an Geld zu kommen.

Einst galten die Fonds als sichere und liquide Investition für Privatanleger, dann stürzte die Branche in die Krise. Die Fonds setzten die Rücknahme von Anteilscheinen zum Schutz der Investoren aus. Sonst wären die Barmittel aufgezehrt worden, und die Fonds hätten ihre Gebäude unter Wert notverkaufen müssen.