Antibaby-Pille belastet Bayer
Tausende Frauen klagen wegen Yaz und Yasmin. Konzern stellt Milliarden zurück.
Leverkusen. Ärger um die Antibaby-Pillen Yaz und Yasmin trüben die Geschäftszahlen des Pharmaunternehmens Bayer mit Sitz in Leverkusen. Weltweit klagen 13 600 Frauen, insbesondere in den USA, gegen den Konzern. Deshalb sorgt Bayer mit 1,2 Milliarden Euro für alle derzeitigen und zu erwartenden Klagen von Patientinnen mit venöser Thrombose (Blutgerinnsel) vor.
Das gab Marijn Dekkers, Vorsitzender des Vorstands, am Donnerstag bei der Jahresbilanz 2012 des Konzerns in Leverkusen bekannt. Mit 4800 Frauen in den USA wurden bereits Vergleiche geschlossen. Jeder Fall werde aber einzeln geprüft. „Wir sind in den USA einer Kläger-Industrie ausgeliefert“, klagte Finanzvorstand Werner Baumann. In Kanada und Europa, auch in Deutschland, gebe es nur vereinzelt Klagen. „Wir sind davon überzeugt, dass unsere Produkte bei bestimmungsgemäßer Anwendung sicher und wirksam sind“, sagte Dekkers.
Insgesamt zeigte sich der Vorstandsvorsitzende aber mit dem Geschäftsjahr zufrieden. „Wir haben eine neue Bestmarke in unserer 150-jährigen Unternehmensgeschichte erzielt“, sagte er. Bayer feiert in diesem Jahr Jubiläum. Der Konzern wurde am 1. August 1863 im heutigen Wuppertal-Barmen gegründet. Der Umsatz stieg um 5,3 Prozent auf 39,8 Milliarden Euro. Insbesondere in den Wachstumsmärkten konnte Bayer Erfolge verbuchen. Wegen der hohen Sonderlasten sank der Gewinn aber gleichzeitig auf 2,45 Milliarden Euro (2011: 2,47). Die Aktionäre werden trotzdem belohnt, mit einer höheren Dividende von 1,90 Euro je Aktie (2011: 1,65).
Um die finanziellen Risiken wie im Fall Yaz/ Yasmin zu verteilen setzt Bayer weiter auf die drei Sparten Gesundheit, Agrochemie und Kunststoffe. „Wir brauchen Diversifizierung“, sagte Dekkers. Im wichtigen Pharmabereich setzt das Unternehmen auf fünf große Hoffnungsträger, darunter der Gerinnungshemmer Xarelto, mit dem schon 3,5 Millionen Menschen weltweit behandelt werden. Der Konzern erwartet voraussichtlich 2018 mit den fünf Medikamenten einen Spitzenumsatz von 5,5 Millionen Euro. Die Sparte Pharma konnte den Umsatz auf 18,6 Milliarden Euro steigern (2011: 17,2). Allerdings lief das Geschäft in Europa verhalten. Dekkers: „Das ist eine Herausforderung für 2013.“