Apple-Aktie im Sinkflug: Ist der Apfel faul geworden?
Nach Jahren des steilen Aufstiegs befindet sich die Apple-Aktie im Sinkflug. Die Gründe dafür sind teils hausgemacht.
Düsseldorf. Bis September war die Börsenwelt für Apple in Ordnung. Die Kunden stürzten sich auf das heiß erwartete neue iPhone 5, der Aktienkurs lag bei sensationellen 545 Euro (mehr als 700 US-Dollar), Apple wurde als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen der Welt gehandelt. Doch seit dem 21. September ist der Aktienwert um beinahe ein Viertel eingebrochen. Nur noch rund 412 Euro mussten Anleger zuletzt für das Papier zahlen.
Die Gründe für den Absturz sind vielfältig: Lieferprobleme, unklare Zukunftsaussichten durch die Patentstreitigkeiten mit der Konkurrenz, das Desaster rund um die Einführung des eigenen Landkartendienstes, außerdem Ende Oktober der Rausschmiss zweier führender Manager.
Ein genauer Blick auf den Aktienkurs zeigt: Es ist nicht der erste Absturz. Schon von April bis Mitte Mai verlor die Aktie zwischenzeitlich bis zu 16 Prozent ihres Wertes, bevor sie in Erwartung des neuen iPhone 5 wieder auf Rekordwert kletterte — um jüngst wieder zu fallen. Schaut man auf den Langzeitkurs, zeigt die Aktie allerdings seit Jahren eine positive Tendenz.
Apples schwankender Aktienkurs sei mehr eine Folge der vielen Meinungen und teils übertriebenen Erwartungen, als ein Ergebnis tatsächlicher Fakten, schrieb jüngst Haydn Shaughnessy im Forbes Magazine. Anders als der fallende Kurs suggeriere, handele es sich bei Apple nach wie vor um ein florierendes Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial.
Und tatsächlich zeigt ein Blick auf die Zahlen, dass die Jahresbilanz nach wie vor positiv ausfällt. Im abgelaufenen Quartal stieg der Umsatz um 27 Prozent auf 35,8 Milliarden US-Dollar (ca. 28,2 Milliarden Euro) bei einem Gewinn von 6,8 Milliarden Euro. Die Aktie liegt noch mehr als 30 Prozent über dem Jahresanfangsniveau, Analysten raten weiter zum Kauf.
Ungebrochen ist auch weiter die Nachfrage nach den silbernen Produkten mit dem angebissenen Apfel. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erneuerte Apple jüngst beinahe seine komplette Produktpalette.
Doch die Konkurrenz, gerade im ständig wachsenden Markt für Mobilgeräte, wird härter. Auf sieben von zehn verkauften Smartphones läuft mittlerweile das Google-Betriebssystem Android. Und auch der komfortable Vorsprung im Tablet-PC-Segment ist in Gefahr — die Konkurrenz holt langsam auf. Dazu hat Microsoft mit der neuen Windows 8 Plattform ein System auf den Markt gebracht, das sich zu einem ernstzunehmenden Mitbewerber entwickeln könnte.
Für Apples Zukunft wird entscheidend sein, ob das Unternehmen weiter in der Lage ist, neue und innovative Produkte in derselben Geschwindigkeit auf den Markt zu bringen wie bisher. Und gerade hier wachsen die Zweifel. Immer wieder heißt es, Steve Jobs Nachfolger Tim Cook, bisher eher als Kaufmann denn als Visionär in Erscheinung getreten, fehlten die Ideen des verstorbenen Apple-Mitbegründers. Zur Markteinführung des aktuellen iPhones wurde kritisiert, dass es sich eher um Modellpflege als um eine wirkliche Neuheit handele.
Daher verbindet nicht nur die Gemeinde der Apple-Anhänger, sondern auch die Anleger große Hoffnungen mit der jüngsten Personalentscheidung Tim Cooks, der Chefdesigner Jonathan Ive auch zum Verantwortlichen für das Software-Design machte. Aus Ives Labor stammen Innovationen wie die aktuellen Notebooks aus einem Stück Aluminium sowie das schlichte Design von iPhone, iPad und Mac.