Auch israelischer Zentralbankchef will an IWF-Spitze
Washington/Jerusalem (dpa) - Aus dem Zweier- ist ein Dreierrennen geworden: Nach Frankreichs Finanzministerin Lagarde und dem mexikanischen Notenbankchef Carstens kandidiert nun auch der israelische Zentralbankchef Fischer für den Chefposten beim mächtigen Internationalen Währungsfonds.
Stanley Fischer teilte am Samstag mit, er habe seine Kandidatur für den IWF-Chefposten eingereicht. Die Bewerbungsfrist war am Samstag abgelaufen. Ein Problem ist allerdings das Alter Fischers. Er ist 67 Jahre alt. Laut IWF-Statuten dürfen Kandidaten für das Amt des IWF-Chefs aber nicht älter als 65 sein. Dies bedeutet, dass der IWF vor einer Billigung der Kandidatur Fischers eine Entscheidung über eine Änderung der Statuten treffen oder aber seine Kandidatur ablehnen müsste.
Fischer sprach mit Blick auf seine Kandidatur von einer „außergewöhnlichen“ Gelegenheit. „Nach langem inneren Ringen habe ich mich entschieden, die Gelegenheit zu ergreifen - obwohl es ein komplizierter Prozess ist und ungeachtet der möglichen Hindernisse.“ Fischer war vor seiner Zeit als israelischer Zentralbankchef auch sieben Jahre lang stellvertretender IWF-Chef. „Wegen dieser besonderen Erfahrung habe ich mich entschieden, zu kandidieren, und ich glaube, dass ich dem IWF, einer zentralen Einrichtung für die Weltwirtschaft, sowie der globalen Wirtschaft in einer Zeit nach der Krise viel beitragen kann.“
Als klare Favoritin auf den IWF-Chefposten aber gilt die Französin Lagarde. Viele meine, dass hinter den Kulissen die Würfel schon zu ihren Gunsten gefallen sind. Der Verwaltungsrat will bis zum 30. Juni über den künftigen Geschäftsführenden Direktor der UN-Sonderorganisation entschieden haben.
Der Franzose Strauss-Kahn steht im Verdacht, ein Zimmermädchen in einem New Yorker Hotel sexuell attackiert zu haben und war deshalb zurückgetreten. Auf ihn kommt ein Gerichtsverfahren wegen versuchter Vergewaltigung zu.
Die Unterstützung der Europäer für Lagardes Bewerbung gilt als sicher, auch die Länder Afrikas stehen offenbar mittlerweile geschlossen hinter der Französin. Dagegen hielten sich bislang vor allem Indien und China zurück. Die USA als größter Anteilseigner hatten sich bis zuletzt nicht dazu geäußert, wen sie bevorzugen. Nach bisheriger Tradition wird der IWF von einem Europäer geführt, die Weltbank als Schwesterorganisation dagegen von einem US-Amerikaner. Gegen diese Regelung gibt es aber zunehmend Kritik aus den aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien und Südamerika.
Der IWF ist in der weltweiten Finanzkrise zu einem der wichtigsten Krisenhelfer aufgestiegen. Gerade in der Bewältigung der Euro-Schuldenkrise spielt der Währungsfonds eine wichtige Rolle. Zusammen mit den Europäern schnürte der IWF Milliarden-Rettungspakete für die Schuldensünder Griechenland, Irland und Portugal. Außerdem entsendet er Teams in Schuldnerländer, die deren Fortschritte überprüfen.