Aufschwung sorgt für weniger Firmenpleiten
Düsseldorf/Berlin (dpa) - Der konjunkturelle Aufschwung hat die Zahl der Firmenpleiten in der ersten Jahreshälfte 2011 kräftig sinken lassen. Dank der stabilen Wirtschaftslage traf die Pleite von Januar bis Ende Juni 11,1 Prozent weniger Firmen als im Vorjahreszeitraum.
Auch die Zahl der Privatinsolvenzen ging im ersten Halbjahr 2011 zurück, allerdings weniger stark. „Die gute Konjunktur bremst die Insolvenzentwicklung sichtbar“, sagte der Vorstand des Neusser Wirtschaftsinformationsdienstes Creditreform, Helmut Rödl, am Montag in Düsseldorf.
So hat erstmals ein Forschungsinstitut für dieses Jahr 4,0 Prozent Wirtschaftswachstum in Deutschland prognostiziert. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) setzte damit am Montag seine Prognose vom April um 1,3 Prozentpunkte herauf. Maßgeblich dafür sei vor allem das kräftige Wachstum im ersten Quartal. Das IMK gehört zur Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Zuletzt hatte das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) für 2011 ein Wachstum von 3,7 Prozent vorhergesagt. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) hob seine Prognose auf 3,5 Prozent an, die Kollegen des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwarten 3,6 Prozent.
Vom Aufschwung habe vor allem der Mittelstand im ersten Halbjahr 2011 profitiert, sagte Rödel. Hier mussten 14 960 Unternehmen ihre Zahlungsunfähigkeit erklären, darunter sehr viele kleine Firmen. Bis zum Jahresende rechnet Creditreform mit 29 000 bis 31 000 Firmeninsolvenzen. Nur wenige große Unternehmen waren bis zur Jahresmitte von der Zahlungsunfähigkeit betroffen. „Spektakuläre Insolvenzen sind ausgeblieben“, sagte Rödl. Zu den Betroffenen zählten der Energie-Anbieter Teldafax und die Krankenkasse City BKK. Besonders anfällig für Insolvenzen waren im ersten Halbjahr 2011 Dienstleister wie Umzugsunternehmen und Detekteien.
Nicht nur sei die Zahl der Firmeninsolvenzen im Zuge des Aufschwungs ungewöhnlich schnell zurückgegangen, sagte Rödl. Auch die Stabilität der Unternehmen habe sich verbessert. Im Handel schrumpfte die Zahl der Firmenzusammenbrüche am deutlichsten. In diesem Sektor mussten fast 20 Prozent weniger Unternehmen Insolvenz anmelden als noch im ersten Halbjahr 2010.
Bis zur Jahresmitte gesunken ist auch die Zahl der Beschäftigten, deren Arbeitsplätze durch die Insolvenzen in Gefahr waren. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum waren 29 Prozent weniger Stellen bedroht. 110 000 Arbeitnehmer müssen demnach durch Firmenpleiten um ihre Arbeitsplätze fürchten - „der niedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre“, bemerkte Rödl. Weil weniger große Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten Insolvenz anmelden mussten, schrumpfte auch der wirtschaftliche Schaden durch die Firmenpleiten. Er betrug in den ersten sechs Monaten des Jahres 10,4 (Vorjahr: 14,7) Milliarden Euro.
Mit 51 300 Verbrauchern meldeten 5,1 Prozent weniger Insolvenz an als im Vorjahreszeitraum. „Trotz des florierenden Arbeitsmarktes liegt die Zahl der Privatinsolvenzen aber weiter auf hohem Niveau“, sagte Rödl. Den leichten Rückgang begründete er auch mit der bundesweiten Diskussion um eine schnellere Befreiung der Verbraucher von ihren Restschulden. Möglicherweise schöben Schuldner in der Hoffnung darauf derzeit den Gang zum Insolvenzgericht auf.