Aufwärtstrend bei Verbraucherstimmung kommt zum Stillstand
Nürnberg (dpa) - Der Aufwärtstrend bei der Verbraucherstimmung in Deutschland kommt auf hohem Niveau zum Erliegen.
Nach der Prognose des Marktforschungsunternehmens GfK verharrt der Konsumklimaindex für April bei 5,9 Punkten. Dabei spiegelt sich die Eskalation der Zypern-Krise aufgrund des Umfragezeitraums in den Daten noch nicht wider.
„Ob sich die stabile Entwicklung des Konsumklimas in den kommenden Wochen fortsetzt, bleibt abzuwarten“, teilte die GfK deshalb am Mittwoch mit. Die entscheidenden Rahmenbedingungen seien eigentlich positiv. „Die aktuellen Ereignisse um Zypern könnten das Vertrauen der Verbraucher jedoch beschädigen und zu einer Belastung für das Konsumklima werden.“
Im März hätten die verschiedenen Indikatoren der Verbraucherstimmung keinen einheitlichen Trend gezeigt, erläuterten die Nürnberger Konsumexperten. „Während die Konjunkturerwartung leicht zulegt, sinken Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung geringfügig.“
Zum ersten Mal seit Juni 2012 stieg die Zuversicht der Bürger in die Entwicklung der Konjunktur wieder über den langjährigen Durchschnittswert. „Sie sehen die deutsche Wirtschaft derzeit offenbar in einem robusten Zustand“, erläuterte die GfK.
Weder das politische Patt nach der Wahl in Italien, noch die anhaltende Rezession in der Euro-Zone oder das drohende Wiederaufflackern der Schuldenkrise beeinträchtigten bislang die Konjunkturstimmung.
Allerdings trübten sich die Einkommenserwartungen auf hohem Niveau etwas ein. Die ersten Tarifabschlüsse und die moderate Inflationsrate lassen laut GfK aber erwarten, dass die Einkommen der Beschäftigten 2013 real um knapp ein Prozent steigen.
Die Anschaffungsneigung blieb im März nahezu unverändert. Die stabile Beschäftigungslage, steigende Einkommen, eine niedrige Teuerung und die gesunkene Sparneigung stützten im März die Kauflust.
Auch wenn sich die Zypern-Krise in den aktuellen Daten noch nicht niederschlägt, könnte sie sich nach Einschätzung des GfK-Konsumexperten Rolf Bürkl auf das Verhalten der deutschen Verbraucher auswirken.
Vor allem die vorübergehend diskutierte Zwangsabgabe auf alle Bankguthaben - selbst von Kleinsparern - habe für Verunsicherung gesorgt, sagte Bürkl in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Er verwies auf mehrere Umfragen aus den vergangenen Tagen, nach denen rund die Hälfte der Deutschen Angst um ihr Erspartes hat.
„Da ist davon auszugehen, dass die Sparneigung einen weiteren Rückschlag erleiden wird. Und das könnte auf der anderen Seite dem Konsum zugutekommen - dass sich Verbraucher also noch stärker für Anschaffungen entscheiden statt zu sparen“, erläuterte Bürkl.
Vor allem, wenn der Arbeitsmarkt weiter stabil bleibe und dadurch Planungssicherheit herrsche, dürften die Menschen ihr Geld vermehrt ausgeben. Schon seit längerem herrscht in Deutschland laut GfK der Trend, dass die Verbraucher lieber größere Anschaffungen tätigen, als ihr Geld bei historisch niedrigen Zinsen auf die Bank zu tragen.
Die gute Konsumentenstimmung im Inland und höhere Exporte treiben auch die Konjunktur in Deutschland an. Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung am Montag mitteilte, hat sich die hiesige Wirtschaft von ihrer Schwächephase Ende 2012 erholt.
Die Wirtschaftsexperten aus Berlin erwarten für das erste Quartal 2013 nun ein Wachstum von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Im vierten Quartal 2012 war das Bruttoinlandsprodukt noch um 0,6 Prozent gefallen. Die Wirtschaftsweisen hingegen hatten ihre Prognose für das Gesamtjahr am Montag von 0,8 auf 0,3 Prozent kräftig reduziert.
Für das Kaufverhalten spielten die einander derzeit widersprechenden Expertenprognosen prinzipiell nur am Rande eine Rolle, betonte Bürkl. „Für den Verbraucher sind die Rahmenbedingungen, die ihn selbst betreffen, entscheidend. Das sind der Arbeitsmarkt, das ist die Einkommensentwicklung, das ist die Inflation.“ Da diese Faktoren alle positiv seien, rechne die GfK weiterhin mit einem Zuwachs des privaten Konsums um ein Prozent in diesem Jahr.