Autozulieferer Schaeffler geht an die Börse

Herzogenaurach (dpa) - Der hoch verschuldete Autozulieferer Schaeffler sucht mit einem Börsengang den finanziellen Befreiungsschlag.

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Mit dem Verkauf von 25 Prozent seiner Anteile will das Unternehmen einen Teil seiner Milliardenschulden abbauen, kündigte Konzernchef Klaus Rosenfeld am Montag in Herzogenaurach an.

Vom 5. Oktober an sollen die Anteilsscheine frei gehandelt werden können. „Wir werden den Charakter des Familienunternehmens erhalten und zugleich die Chancen des Kapitalmarktes nutzen“, begründete Rosenfeld den Schritt.

Die Nettoerlöse aus dem Börsengang werden auf rund drei Milliarden Euro geschätzt. Rosenfeld selbst lehnte auf die Frage, zu welchem Preis die Schaeffler-Papiere künftig wohl gehandelt würden, eine Stellungnahme ab. „Dazu möchte ich jetzt nichts sagen“. Auf jeden Fall sei das Ganze eine „Milliarden-Transaktion“, räumte Rosenfeld ein.

Nach seinen Angaben will sich Familie Schaeffler als bisheriger Alleineigentümer von bis zu 100 Millionen Vorzugsaktien trennen. Zudem ist die Ausgabe von 66 Millionen neuen Anteilsscheinen geplant, ebenfalls als Vorzugaktien, mit denen das Kapital des Unternehmens erhöht und die Schulden gesenkt werden sollen.

Die Papiere werden zunächst nur unter institutionellen Anlegern verteilt. Neben deutschen und britischen Fonds zeigten auch Hedgefonds Interesse an Schaeffler-Anteilen. „Wir streben eine breite Streuung der Papiere an“, unterstrich der Schaeffler-Chef.

Nicht glücklich zeigte sich Rosenfeld über die Belastung der Börse nach Bekanntwerden der Abgas-Manipulationen des Volkswagen-Konzerns in den USA.

„Ich könnte mir (für den Börsengang) ein anderes Umfeld vorstellen“, sagte er. Grundsätzlich hätten Gespräche mit Fonds aber gezeigt, dass Investoren großes Interesse an der Schaeffler-Aktie hätten. „Schaeffler ist ein profitables Vorzeigeunternehmen, mit dem man schon wegen seiner großen Bekanntheit, viel Interesse generiert.“

Den Aktionären will Schaeffler künftig 25 bis 35 Prozent des Jahresüberschusses als Dividende auszahlen. Die erste Ausschüttung soll es bereits für dieses Jahr geben.

Schaeffler hat sich auf dem Höhepunkt der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 mit der Beteiligung am Konkurrenten Continental finanziell übernommen. Danach ächzte das Unternehmen unter bedrohlich hohen Schulden. Doch dem früheren Dresdner-Bank-Vorstand und heutigem Vorstandschef Klaus Rosenfeld gelang es, die Finanzen neu zu ordnen und alte Schulden zu besseren Konditionen abzulösen.

Die Eigentümerfamilie gilt inzwischen als eine der reichsten in Deutschland. Nach Angaben eines Firmensprechers lastet auf der Schaeffler AG aber noch ein Schuldenberg von 6,2 Milliarden Euro, die Schulden der Schaeffler-Holding, also der Dachgesellschaft, bezifferte er am Montag mit 3,6 Milliarden Euro.

Im ersten Halbjahr 2015 hatte Schaeffler vom guten Geschäft mit der Automobilindustrie profitiert. Der Gesamtumsatz kletterte verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 12,4 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro. Ohne Währungseffekte wären die Erlöse allerdings nur um 4,9 Prozent gestiegen. Unterm Strich blieben als Gewinn 309 Millionen Euro übrig, das waren 99 Millionen Euro mehr als im ersten Halbjahr 2014.

In den vergangenen Monaten trübte sich das Geschäftsklima für den Konzern aber wegen der China-Schwäche etwas ein. Im Gesamtjahr rechnet der Vorstand nun nur noch mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von vier bis fünf Prozent. Die Profitabilität solle auf dem Niveau des ersten Halbjahres bleiben.

Die nun vor der Erstnotiz an der Börse stehende AG will ihre Verbindlichkeiten bis 2018 um eine weitere Milliarde Euro neben den Einnahmen aus dem Börsengang drücken. Für die nach dem Börsengang noch offenen Verbindlichkeiten ist bereits ein Refinanzierungspaket aus Bankkrediten und Kreditlinien geschnürt. Rosenfeld erhofft sich vom Schuldenabbau und Umschuldungen neben niedrigen Zinszahlungen an die Banken auch eine bessere Einstufung der Kreditwürdigkeit Schaefflers bei den Ratingagenturen.