BA-Chef: Jobwunder könnte jäh vorbei sein
Nürnberg (dpa) - Die europäische Schuldenkrise bedroht nach Einschätzung des Chefs der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, die starke deutsche Konjunktur und die Erholung am Arbeitsmarkt.
Für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist das wichtigste Ziel für 2011, dass noch mehr Menschen als bisher Arbeit bekommen. Weise sagte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa, „Firmen müssen sich darauf einstellen, dass der Umsatz - wie jetzt geschehen - plötzlich nach oben rauscht, es kann aber auch sein, dass er genauso so schnell wieder nach unten fällt.“ Davon werde dann auch der Arbeitsmarkt nicht unberührt bleiben.
Ein Grund dafür sei die starke Exportabhängigkeit Deutschlands. „Es kann sein, dass die Länder wegen der Schuldenkrise plötzlich nicht mehr die deutschen Produkte kaufen können. Dann rauscht der Umsatz wieder nach unten.“ Deswegen seien auch Arbeitsmarktprognosen für das Jahr 2011 schwierig. Bisher rechne er aber damit, dass sich der Aufwärtstrend auch im Jahr 2011 fortsetzt.
Für Bundeskanzlerin Merkel war 2010 - trotz der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit über 60 Jahren - ein gutes Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen sei die niedrigste seit fast 20 Jahren. „Wir sind sogar gestärkt aus der Krise herausgekommen“, betonte Merkel in ihrer vorab verbreiteten Neujahrsansprache. Bundesagentur-Chef Weise macht für das deutsche Jobwunder die hohe Flexibilität der Firmen und ihrer Beschäftigten verantwortlich. Sie hätten die Möglichkeiten der Kurzarbeit offensiv genutzt und so eine Brücke über die Krise gebaut.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer hätten erhebliche finanzielle Opfer gebracht: Während die Beschäftigten mit den Kurzarbeiter-Zahlungen 2009 auf rund drei Milliarden Euro an Lohn verzichtet hätten, bezifferte Weise den Beitrag der Arbeitgeber mit rund acht Milliarden Euro. Statt Mitarbeiter zu entlassen, hätten sie akzeptiert, dass ihre Anlagen längere Zeit nicht ausgelastet waren, und damit auf Gewinne verzichtet. Exakte Zahlen für 2010 lägen noch nicht vor. Die Bundesagentur selbst habe zur Krisenbewältigung von Herbst 2008 bis Ende 2010 rund 8,6 Milliarden Euro in Form von Kurzarbeitergeld beigesteuert.
Ferner hätten die Unternehmen frühzeitig rationalisiert und mit ihren attraktiven Produkten rasch wieder den Export angeheizt. Geholfen hätten bei der Krisenbewältigung auch neue Steuerungsinstrumente bei der Bundesagentur, sagte Weise. „Wir haben es in der Krise geschafft, zu sagen, in welcher Region und in welcher Branche ist die Krise stärker zu erwarten als an einer anderen Stelle.“ Mit diesem sogenannten Arbeitsmarkt-Monitor habe die Bundesagentur Geld für aktive Arbeitsmarktpolitik punktgenau eingesetzt.