Bahn-Chef warnt vor Sperrung alter Brücken

Laut Konzern müssten 1400 Bauwerke saniert werden. Dafür fehle aber das Geld.

Berlin. Bei der Bahn drohen nach Aussage von Bahn-Chef Rüdiger Grube bald erste Brückensperrungen. „Leider sind wir nicht mehr weit davon entfernt“, sagte er der „Wirtschaftswoche“. 1400 Brücken müssten dringend saniert werden. „Mit der derzeitigen Finanzausstattung schaffen wir pro Jahr aber nur 125 Brücken“, betonte Grube.

„Im Schnitt hält eine Brücke hundert Jahre lang. Fast jede dritte der 25 000 Eisenbahnbrücken in Deutschland ist aber älter“, sagte Grube weiter. Allein ein Drittel der 3397 Stellwerke stamme noch aus Kaiserzeiten. Das Durchschnittsalter liege bei 47 Jahren. Derzeit wird die Müngstener Brücke zwischen Remscheid und Solingen umfangreich für rund 30 Millionen Euro saniert. Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke ist mehr als 100 Jahre alt. Die Arbeiten dauern länger und werden teurer als zunächst geplant.

Die Auswirkung gesperrter Brücken wegen Sanierungsstaus wären nach Angaben der Bahn verheerend: Würde etwa eine wichtige Brücke am Frankfurter Hauptbahnhof gesperrt, müssten Züge in ganz Deutschland umgeleitet werden. Auf einen Schlag würde die Bahn damit 33 000 Verspätungsminuten pro Tag ansammeln. „Das wären rund 130 Prozent mehr als an einem durchschnittlichen Tag.“

Im deutschen Schienennetz hat die Bahn nach früheren Angaben Grubes einen Investitionsstau von mehr als 30 Milliarden Euro. Zwar würden Bund und Bahn jedes Jahr drei Milliarden Euro in das Netz investieren. Doch um die heutige Qualität zu sichern, seien mehr als vier Milliarden Euro pro Jahr nötig, erklärte der Chef des bundeseigenen Konzerns Anfang November in einem Interview. „Wenn sich nichts ändert, steigt der Rückstand bis 2020 auf gigantische 50 Milliarden Euro.“