Bahn: Fit für den Winter?

Die Deutsche Bahn sagt vereisten Weichen den Kampf an. Fahrgastverbände bemängeln fehlende Reservezüge.

Düsseldorf. Nach der Pannenserie vergangener Winter sieht sich die Deutsche Bahn für die kalte Jahreszeit gut gewappnet. Das sagte Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“. „Wir sind zunehmend besser vorbereitet, nicht zuletzt haben wir auch sehr viel für eine bessere Prävention investiert“, sagte Grube.

Der Konzern hatte bereits 2011 einen dreistelligen Millionenbetrag für zusätzliche Wintermaßnahmen ausgegeben. Nun „nehmen wir noch einmal Geld für Maßnahmen im zweistelligen Millionenbereich in die Hand“, so Grube. Das Geld fließt demnach unter anderem in Zug-Enteisungsanlagen, Weichenheizungen, Heizlüfter, Abtauzelte und in einen umfangreichen Schneeräumdienst. Wie groß die Schneeräumflotte in diesem Jahr sein wird, will das Unternehmen erst frühestens Ende Oktober bekanntgeben.

In den vergangenen Wintern hatte es Verspätungen und Ausfälle von Zügen unter anderem deshalb gegeben, weil die Weichen vereist waren. Mittlerweile sollen von 72 000 Weichen 48 000 mit Heizungen ausgerüstet sein. „Damit sind jetzt alle Weichen beheizbar, auf denen planmäßig Personenzüge fahren“, sagt ein Konzernsprecher.

Fahrgastverbände begrüßen die Investitionen der Deutschen Bahn. „Da tut sich was“, sagte Karl-Peter Naumann, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, unserer Zeitung. „Aber es gibt Probleme, die mit dem Investitionsprogramm der Bahn nicht beseitigt werden.“ Es gebe nach wie vor zu wenig Reservefahrzeuge, wenn im Winter ein Zug ausfällt. „16 neue ICE fehlen etwa, weil die Industrie nicht liefert“, sagte Naumann. Laut Bahn-Chef Grube wird die Deutsche Bahn erst ab Ende 2014 wieder über eine Reserveflotte verfügen.

Naumann kritisierte außerdem, dass es nicht ausreichend Neben- oder Überholgleise gebe. „Wenn ein Zug defekt ist, muss er schnell abgestellt werden können, nicht nur im Winter.“ Aber anstatt dies zu ermöglichen, baue die Bahn viele Nebengleise aus Kostengründen ab. „Das muss gestoppt werden.“

Anja Smetanin, Sprecherin des Verkehrsclubs Deutschland, wünscht sich für die Fahrgäste neben den Investitionen auch einen besseren Service: „Die Bahn darf nicht am Personal sparen. Wenn es im Winter zu Störungen kommt, sollten Reisende an den Gleisen informiert werden.“