Banken drängen Portugal zu Hilfsantrag

Moody’s stuft Kreditnote erneut herab.

Lissabon. Portugal treibt unaufhaltsam auf den Euro-Rettungsschirm zu und verliert weiter das Vertrauen der Finanzmärkte. Die Ratingagentur Moody’s stufte am Dienstag die Kreditnote für das Land erneut um eine Stufe herab. Zuvor hatten bereits die Agenturen Standard & Poor’s sowie Fitch den Daumen gesenkt. Portugals Staatspräsident Anibal Cavaco Silva warnte das Volk vor einer „nie dagewesenen wirtschaftlichen und finanziellen Krise“.

Die Risikoprämien für Portugals Staatsanleihen steuerten an den Finanzmärkten auf einen Rekord zu: Für zehnjährige Schuldtitel werden inzwischen 8,8 Prozent Zinsen fällig, für fünfjährige mehr als zehn Prozent und für dreijährige Anleihen 9,7 Prozent.

Die Ratingagenturen begründen ihre Abstrafung damit, dass Portugal vermutlich nicht die Sparziele erreichen werde und die zügige Sanierung des Staatshaushaltes in den Sternen stehe. Der nächste Schritt wäre eine Abwertung zur „spekulativen Anlage“, was Insider auch als „Müll-Niveau“ bezeichnen.

Ob Portugal bis zur Neuwahl am 5. Juni noch ohne Hilfe auskommt, ist unsicher. Die Privatbanken drohen offenbar, keine portugiesischen Staatsanleihen mehr zu kaufen, wenn das Land nicht endlich bei der EU einen kurzfristigen Notkredit beantragt, um die Etat-Schieflage schnell auszugleichen. Die Banken fürchten, von der staatlichen Schuldenkatastrophe in die Tiefe gezogen zu werden. Portugal muss bis Juni mehr als neun Milliarden Euro an Krediten zurückzahlen.

Die EU-Finanzminister wollen in Kürze beraten, wie Portugal vor der Neuwahl finanziell unter die Arme gegriffen werden kann. Mittelfristig hat das Land nach Schätzungen einen Kreditbedarf von 75 Milliarden Euro.