Barilla verkauft alle Kamps-Bäckereien
Der Frankfurter Finanzinvestor ECM kauft die 920 Backfilialen.
Frankfurt. Ein Raunen ging durch die Branche, als der Düsseldorfer Großbäcker Heiner Kamps im Jahr 2002 sein Imperium an die italienische Pasta-Dynastie Barilla verkaufte. Doch so richtig glücklich sind die Italiener mit ihrem milliardenschweren Kauf nicht geworden. Barilla habe sich regelrecht "verschluckt an dem großen Brocken", hieß es gar.
Nach jahrelanger Käufer-Suche ist Barilla nun fündig geworden: Die 920 Backfilialen, die von Schwalmtal aus verwaltet werden, gehen mehrheitlich an den Frankfurter Fonds Equity Capital Management (ECM). Dieser Fonds hält auch Beteiligungen an den Tiefkühlspezialisten Eismann und Kadi sowie an der Steakhauskette Maredo.
Einen kleinen Teil übernimmt auch das Kamps-Management um Chef Jaap Schalken. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Insider taxieren den Preis für das Kamps-Filialgeschäft jedoch auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Das Industrieback-Geschäft mit Marken wie Lieken oder Golden-Toast verbleibt bei der Barilla-Tochter Lieken.
Kamps bezeichnet sich selbst mit seinen etwa 920 Bäckereien als "Deutschlands führende Handwerksbäckerei". Die Kette beschäftigt heute 1000 eigene Mitarbeiter und hat zudem 700 Franchise-Partner mit gut 4000 Beschäftigten. Im vergangenen Jahr erzielte Kamps einen Außenumsatz von mehr als 300 Millionen Euro.
Mit dem neuen Eigentümer soll Kamps auf Expansionskurs gehen. In den nächsten fünf Jahren soll beispielsweise die Zahl der "Erlebnisbäckereien" von heute 13 auf 100 erhöhen. Zudem seien auch Zukäufe "im stark fragmentierten deutschen Bäckereimarkt" geplant.
Die erste Kamps-Bäckerei war 1982 in Düsseldorf eröffnet worden. In den 90er Jahren trimmte Firmengründer Heiner Kamps die Bäckereikette auf Expansion. 1998 brachte er die Kamps AG an die Börse. Vier Jahre später kaufte Barilla die Gruppe inklusive der Marken Lieken Urkorn, Golden Toast und Harry’s für 1,8 Milliarden Euro. Kamps soll für seinen Anteil 60 Millionen Euro erhalten haben.
Schon 2008 hatte der Barilla-Konzern einen Käufer für das Franchiseunternehmen gesucht. Damals seien die hoch verschuldeten Italiener jedoch an ihren Preisvorstellungen von 100 Millionen Euro gescheitert, heißt es. Der Zukauf habe sich für Barilla nie gerechnet.