Barmer: Aufstieg an die Spitze ungewiss

Die Techniker Krankenkasse wird vermutlich auch 2017 der größte Anbieter in Deutschland sein.

Foto: dpa

Düsseldorf. Trotz der geplanten Fusion mit der Deutschen BKK wird die Barmer GEK im nächsten Jahr wohl nicht wie erhofft zur größten Krankenkasse Deutschlands aufsteigen. Während die Zahl der Versicherten beim Branchenführer Techniker Krankenkasse (TK) 2015 auf 9,5 Millionen (plus 324 000) geklettert ist, ging sie bei der Barmer GEK um 120 000 auf etwa 8,5 Millionen zurück. Zusammen mit der Deutschen BKK kommt die Barmer GEK derzeit zwar auf 9,6 Millionen Versicherte. Vieles spricht aber dafür, dass die TK diese Zahl 2017 überholt haben wird.

Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung dürfte der Beitragssatz sein. Während die TK 15,6 Prozent des Bruttoeinkommens bis zur Bemessungsgrenze (4237,50 Euro monatlich) berechnet, liegen Barmer GEK und die Deutsche BKK mit 15,7 Prozent leicht darüber.

Beide Fusionspartner kämpfen mit strukturellen Problemen. 2014 musste die Barmer GEK einen Verlust von rund 400 Millionen Euro hinnehmen. Mit einer „umfassenden Reorganisation“ versucht die Kasse, aus den roten Zahlen zu kommen. Von derzeit noch 560 Geschäftsstellen sollen weitere 160 verschwinden.

Laut Unternehmenssprecher Athanasios Drougias trägt das Programm Früchte. Nach seiner Darstellung hat es 2015 vermutlich kein Defizit gegeben. Mit wie vielen Mitarbeitern die neue Barmer 2017 an den Start gehen werde, könne er derzeit aber nicht beziffern, so Drougias. Früheren Angaben zufolge plant das Unternehmen, die Stellenzahl bis 2018 um 3500 auf dann noch 11 500 zu reduzieren.

In der Wuppertaler Hauptverwaltung der Barmer GEK gibt es derzeit 1680 Arbeitskräfte. Im Rahmen der laufenden Reorganisation müsse sicherlich auch ein Blick auf die Stellen in der Hauptverwaltung geworfen werden, die einen direkten Bezug zur Präsenz in der Fläche hätten, so Drougias. Wie stark die Reduzierung ausfalle, ließe sich aber nicht sagen.

Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes gibt es auch bei der Deutschen BKK. Derzeit beschäftigt das Unternehmen mit Sitz in Wolfsburg noch etwa 2200 Mitarbeiter. Da die Krankenkasse mit Verlust arbeitet, ist aber ein Abbau von Stellen wahrscheinlich.

Mit der Deutschen BKK, die einst aus den Betriebskrankenkassen von Volkswagen, der Telekom und der Post hervorging, gibt es laut Drougias für die Barmer „neue vertriebliche Türen im Firmenkundengeschäft“. „Größe macht stark. Je größer das Unternehmen, desto stärker seine Marktposition“, sagt der Firmensprecher.

Mit ihrem Beitragssatz von 15,7 Prozent liegen Barmer GEK und die Deutsche BKK im Durchschnitt der gesetzlichen Kassen. Der Beitrag besteht aus zwei Teilen: dem Basissatz von 14,6 Prozent, den Arbeitnehmer und -geber jeweils zur Hälfte bezahlen, und dem Zusatzbeitrag, den jede Kasse selbst bestimmt. Im Schnitt sind das derzeit 1,1 Prozent. Diesen Teil tragen die Arbeitnehmer allein.

Rund 80 Prozent der gut 54 Millionen Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung müssen seit Anfang einen höheren Zusatzbeitrag zahlen. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervorgeht, haben demnach zum Jahreswechsel 77 Kassen ihren Beitrag angehoben. Damit beträgt der Zusatzbeitrag der gesetzlichen Kassen im Schnitt 21 Euro im Monat.

Doch dabei wird es nicht bleiben. Doris Pfeiffer, Chefin des Spitzenverbandes der deutschen Kranken- und Pflegekassen, rechnet mit deutlich steigenden Zusatzbeiträgen. Bis zum Jahr 2019 erwartet sie einen Anstieg von 1,1 auf 1,8 Prozent. Zu den Hauptgründen gehören die stark steigenden Ausgaben für Medikamente.