Bauern fürchten weiteren Preissturz bei Milch
Kraak/Göhren-Lebbin (dpa) - Die Bauern verlangen von den Agrarministern von Bund und Ländern staatliche Hilfen gegen den Preisverfall bei Milch und Schweinefleisch.
„Wir brauchen ganz dringend Bundes- oder Landesbürgschaften“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der „Heilbronner Stimme“. Immer mehr Betriebe gäben auf. Bei ihrer Frühjahrskonferenz in Göhren-Lebbin (Mecklenburgische Seenplatte) beraten die Minister an diesem Donnerstag über die die Bewältigung der Milchmarktkrise und die Neuzulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat.
Die dreitägige Konferenz begann heute mit Vorbesprechungen der Länder, teilte das Agrarministerium Mecklenburg-Vorpommern mit, das turnusmäßigen den Vorsitz führt. Bauern, Umwelt- und Tierschützer wollen die Konferenz zu Protesten nutzen. Dabei geht es vor allem um den niedrigen Milchpreis. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft gaben 2015 in Deutschland rund 3200 Milchbetriebe auf.
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) befürchtet, dass der Erzeugerpreis für einen Liter Milch in den nächsten zwei Monaten auf unter 20 Cent abstürzt. Damit wäre dann weniger als die Hälfte der Kosten gedeckt, sagte der Landesvorsitzende für Mecklenburg-Vorpommern, Christian Karp, am Mittwoch auf seinem Hof in Kraak (Landkreis Ludwigslust-Parchim). Eine Molkerei habe bereits mitgeteilt, nur noch 19 Cent zahlen zu wollen, sagte Karp. Derzeit erhalten Milcherzeuger knapp 25 Cent pro Liter.
Als Ursache für den Preisverfall gilt das Überangebot an Milch in Europa. BDM-Sprecher Hans Foldenauer sagte: „Die Milchmenge muss runter. Wir haben den globalen Markt geflutet.“ Nach der Abschaffung der Milchquote als Lieferbegrenzung in der EU habe die Politik den Bauern geraten, die Produktion auszuweiten, weil die Nachfrage weltweit steigen werde. Sie sei aber nicht so stark gestiegen wie die Produktion.
Laut BDM müsste die Milchmenge nur um 2 bis 3 Prozent sinken, um den Preis zu stabilisieren. Dies könne jeder Milchviehhalter problemlos durch geänderte Futterrationen bewirken, sagte Karp. Dafür müssten keine Kühe abgeschafft werden.