Bauern: Noch EHEC-Nachwirkungen

Berlin (dpa) - Die Gemüsebauern in Deutschland spüren noch immer negative Nachwirkungen der EHEC-Infektionswelle: „Die Verbraucher sind Gott sei Dank beim Verzehr von Gurken und Tomaten weitgehend zurückgekehrt“.

„Aber die Preise spielen sich auf einem Niveau ab, das etwa auf der Hälfte des Normalen liegt“, sagte der Generalsekretär des Bauerverbands, Helmut Born, vor dem an diesem Donnerstag beginnenden Bauerntag in Koblenz der Nachrichtenagentur dpa.

Bei Salat sei noch keine Nachfrage-Normalisierung zu sehen. Anbaubetriebe müssten daher damit rechnen, einen von üblicherweise fünf bis sechs Pflanzungsdurchgängen im Jahresverlauf zu verlieren. „Damit ist der Gewinn weg.“

Nach einer zwischenzeitlichen Behördenwarnung vor Tomaten, Gurken und Salat war der Gemüsemarkt Ende Mai eingebrochen. Die von der EU angekündigten Entschädigungen von insgesamt 210 Millionen Euro seien als schnelle Hilfe willkommen. Mit diesem Teilausgleich bleibe für die Betriebe aber „ein Riesenloch“, sagte Born. Misslich sei zudem, dass in Deutschland stark verbreitete Salatarten wie Feldsalat oder Chicoree bisher nicht einbezogen werden sollten.

Generell haben die deutschen Landwirte am allgemeinen Aufschwung teil, wie der Generalsekretär sagte. Im Wirtschaftsjahr 2010/2011, das Ende Juni abgeschlossen wird, zeichne sich im Durchschnitt „eine deutliche Einkommensverbesserung“ ab. Dabei sei zu berücksichtigen, dass höhere Kosten etwa für Dünge- oder Futtermittel einen Teil der Zuwächse auffräßen. Nach einem „tiefen Tal“ nach der weltweiten Finanzkrise habe die Nachfrage nach Agrarprodukten wie Getreide, Milch oder Ölsaaten auf den Weltmärkten deutlich angezogen. „Wir haben die begründete Hoffnung, dass diese Situation sich in die nächsten Jahre hinein verstetigt.“

Front macht der Bauernverband gegen einen enormen „Flächenfraß“ durch den geplanten Stromnetzausbau für die Energiewende. Masten für Hochspannungsleitungen seien keine kleinen Bauwerke. Sie benötigten zudem bis zu 150 Meter breite Schutzstreifen, erläuterte Born. Die Kompensationsregeln, mit denen die Nutzung von Agrar- oder Waldflächen für neue Trassen erzwungen werden könnten, müssten noch entscheidend geändert werden. Vorgesehene Entschädigungen von nur einmalig 10 bis 20 Prozent des Verkehrswerts seien nicht zu akzeptieren.

Wenn Landwirte Masten oder unterirdischen Leitungen zustimmten, müssten sie zudem nach dem bestehenden Naturschutzgesetz hinnehmen, dass „die dreifache Fläche extensiviert und stillgelegt wird“. Hier müsse ein Ausgleich geschaffen werden, forderte Born. Man könne nicht erwarten, dass auf jedem Hektar möglichst viel Lebensmittel und Biomasse angebaut würden, und den Landwirten andererseits wegen des Energietransports die Produktionsgrundlage entziehen.