Bauern wollen Herkunfts-Info für Fleisch in Restaurants
Berlin (dpa) - Die deutschen Geflügelbauern fordern Herkunftsangaben für Hähnchen und Putenfleisch in Restaurants und Imbissen.
„Während jeder Supermarktkunde bei Frischfleisch mit einem Blick aufs Etikett erkennen kann, aus welchem Land sein Geflügelfleisch kommt, bleibt der Außer-Haus-Bereich bei der Kennzeichnung ausgeklammert“, sagte der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), Leo Graf von Drechsel, am Dienstag. Dabei sei es vielen Kunden wichtig, das Herkunftsland erkennen zu können. Die Gastronomiebranche wandte sich gegen eine generelle Pflicht zur Herkunftskennzeichnung.
„Der Gast, den es wirklich interessiert, kann nachfragen, und er bekommt Auskunft“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Ingrid Hartges, der Deutschen Presse-Agentur. Speisekarten müssten aber lesbar bleiben. Sie verwies darauf, dass bereits Allergene und Zusatzstoffe angegeben würden, was erheblichen Aufwand bedeute. Auf freiwilliger Basis zeichneten viele Betriebe zudem schon die Herkunft ihres Fleisches aus, zum Beispiel bei regionaler Küche.
Die Geflügelwirtschaft argumentierte, Verbraucher wollten auch in Restaurants eine Wahl haben und sich zum Beispiel für oder gegen ein Hähnchenbrustfilet oder Putensteak aus Deutschland entscheiden können. Der Verband beruft sich auf eine von ihm in Auftrag gegebene Umfrage, nach der 83 Prozent der Deutschen wissen wollten, woher das Geflügel auf ihrem Teller komme. Solche Hinweise auf der Menütafel oder der Speisekarte suchten Interessierte aber fast immer vergebens. „Und das obwohl in Restaurants, Kantinen und Imbissen über 50 Prozent des Geflügelfleisches in Deutschland verzehrt werden.“
In der Schweiz sei eine Herkunftskennzeichnung für Gastronomen seit langem vorgeschrieben, während sich in Deutschland nichts in diese Richtung bewege, beklagte der ZDG.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte den Vorstoß. „Gegen mehr Transparenz in der Gastronomie ist nichts einzuwenden“, sagte Vize-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt. Es sei aber ein Täuschungsmanöver, wenn sich die Geflügelwirtschaft jetzt als Verbraucherschützer inszeniere. „Beim Thema Tierhaltung blockiert die Branche gleichzeitig mit allen Mitteln überfällige Verbesserungen und echte Transparenz.“ Auch wenn das Hähnchenschnitzel aus Deutschland komme, stamme es aus einer Hochgeschwindigkeitsmast, in der unter anderem Antibiotikagaben an der Tagesordnung seien. „Es ist höchste Zeit, dass die Verbraucher darüber auf der Speisekarte und im Supermarkt aufgeklärt werden.“