Bauernverband setzt auf Forschung für mehr Bio-Anbau
Berlin (dpa) - Der Bauernverband sieht noch großes Potenzial für den Bio-Anbau in Deutschland und setzt auf die Entwicklung effektiverer Produktionsweisen. „Wir halten es für realistisch, dass zehn Prozent der Landwirte bereit sind, ökologisch zu produzieren“.
Das sagte der Öko- Beauftragte des Verbands, Heinrich Graf von Bassewitz, der Deutschen Presse-Agentur vor Beginn der Messe Biofach an diesem Mittwoch in Nürnberg. „Das würden wir auch benötigen, um die Nachfrage auf unserem Markt zu befriedigen.“ Das Geschäft mit Bio-Produkten wächst stark. Der Anteil der biologisch bewirtschafteten Felder erhöhte sich 2012 noch um 0,1 Punkte auf 6,2 Prozent der deutschen Agrarfläche.
„Forschung ist der wichtigste Ansatzpunkt, um Bio weiter nach vorne zu bringen“, sagte Bassewitz. „Wir fordern einen überproportionalen Anteil von 20 Prozent des Agrarforschungsbudgets in Europa und Deutschland für nachhaltige Produktionsverfahren.“ Der Ökolandbau sei eine Chance, Techniken zu entwickeln, die auch für konventionelle Landwirte auf dem Weg zu nachhaltiger Produktion wichtig seien.
So könne Saatgut entwickelt werden, das weniger Pflanzenschutzmittel brauche. Geben könne es bald etwa auch computergesteuerte Feldhacken, die automatisch Unkraut von Kulturpflanzen unterscheiden. „Wenn diese Technologien auf den Punkt gebracht sind und in die Massenproduktion gehen, könnten sie durchaus wettbewerbsfähig sein“, meinte Bassewitz.
Dies sei wichtig, damit Bio-Produkte für Supermarktkunden erschwinglicher würden. „In der Regel sind wir doppelt so teuer wie der konventionelle Nachbar. Dieser Abstand muss kleiner werden, und der kann auch kleiner werden.“ Schon jetzt teilten sich Bauern Maschinen und vermarkteten Produkte gemeinsam.
Bassewitz warnte davor, die EU-Bio-Verordnung wie derzeit vorgesehen komplett neu aufzulegen und dabei eine Vorgabe „100 Prozent bio“ anzustreben. „Hundertprozentige Rückstandsfreiheit ist in einer von Rückständen belasteten Umgebung nicht zu gewährleisten“, sagte er. So könne Dioxin aus dem Verkehr über die Luft ins Gras kommen, das Tiere fressen. Bio-Soja als Tierfutter aus Brasilien zu holen, wäre vermeintlich „100 Prozent bio“ - aber unter anderem wegen langer Transportwege nicht nachhaltig. Ökolandbau sei aus der Nische herausgekommen. „In die wollen wir nicht zurück.“