Kurzinterview Bei einer Hitzewelle brauchen wir auch in Deutschland eine Siesta

Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied, erklärt, warum Deutschland eine Siesta braucht.

Annelie Buntenbach

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Frau Buntenbach, die nächste Hitzewelle kommt bestimmt. Was erwarten Sie dann von den Arbeitgebern?

Annelie Buntenbach: Sie müssen dafür sorgen, dass die Beschäftigten auch wirklich die Möglichkeit haben, sich zu erholen. Die Belastungen steigen, viele Arbeitnehmer verkürzen inzwischen ihre Erholungspausen oder lassen sie ganz ausfallen. Aber Arbeiten ohne Pause geht an die Substanz und führt zu Überlastung. Südliche Länder machen es vor: Bei einer Hitzewelle brauchen wir auch in Deutschland eine Siesta.

Ist das nicht ein bisschen verwegen? 40 Grad und mehr sind ja zum Glück noch die Ausnahme.

Buntenbach: Es gibt bereits Unternehmen, die das machen. Und wenn es hier immer heißer wird, sollte man auf die südlichen Länder schauen, was man von ihnen lernen kann.

Wie stellen Sie sich die Siesta in Deutschland vor?

Buntenbach: Was nötig ist, ist eine Erholungszeit, die die Beschäftigten auch nutzen können, um gut und entspannt in die zweite Hälfte des Arbeitstages zu kommen.

Was unterscheidet eine Siesta von einer Pause?

Buntenbach: Pausen braucht jeder. Aber gerade, wenn es so heiß ist, brauchen die Beschäftigen die Gelegenheit, tatsächlich länger zur Ruhe zu finden. Da helfen Ruheräume, in denen sie auch einmal für eine Stunde die Augen schließen können.

In den südlichen Ländern werden während der Siesta die Bürgersteige hochgeklappt. In Deutschland dann auch?

Buntenbach: Natürlich nicht. Wer seine Pause nicht nimmt, ist am Ende des Tages erschöpft. Das kann man sich weder im Sommer noch im Winter leisten. Bei einer Siesta geht es darum, tatsächlich für einen längeren Zeitraum abzuschalten. Dafür müssen die Bürgersteige nicht hochgeklappt werden. Erholung ist auch wichtig, wenn man in klimatisierten Räumen arbeitet.

(has)