Bei Karstadt hört das große Zittern einfach nicht auf

Möglicher neuer Investor sorgt für Unruhe. Auch eine Fusion mit dem Kaufhof ist wieder im Gespräch.

Essen. Bei seinem Einstieg vor drei Jahren wurde Investor Nicolas Berggruen als Karstadt-Retter gefeiert. Doch die Zukunft der Warenhauskette ist heute mindestens so ungewiss wie damals. Spekuliert wird über einen Rückzug des Investors. Nach dem vor zwei Monaten angekündigten Verkauf der Mehrheit an den Luxus- und Sporthäusern des Konzerns könnte nun auch die Mehrheit an den übrigen 83 Warenhäusern des Konzerns zur Disposition stehen — zum Preis von nur einem Euro.

Auch wenn dieser Bericht des „Manager Magazins“ bislang nicht bestätigt wurde, könnte eine solche Offerte aus Sicht des derzeitigen Karstadt-Eigentümers durchaus Sinn machen, meint der Warenhausexperte und Lehrbeauftragte für Handelsmanagement an der Uni Leipzig, Gerd Hessert. Langfristig sei nach seiner Einschätzung in Deutschland nur maximal jedes dritte Warenhaus überlebensfähig. Angesichts des wachsenden Handels im Internet hätten nur Warenhäuser in Städten mit mehr als 200 000 Einwohnern eine Chance.

Dem Bericht zufolge sollen die österreichische Signa-Gruppe, der bereits die Mehrheit an Karstadt Premium und Sport gehört, und der israelische Diamanten-Milliardär Beny Steinmetz die Option haben, die Mehrheit am Karstadt-Stammgeschäft zu übernehmen. Laut „Süddeutscher Zeitung“ würden die Investoren die Option nur ziehen, wenn es eine Chance gäbe, Kaufhof als zweite deutsche Warenhausgruppe zu erwerben.

Ebenso wie Berggruen hatte Signa-Gründer René Benko Interesse an einer Übernahme des Konkurrenten Kaufhof bekundet. Kaufhof-Chef Lovro Mandac hatte sich jedoch deutlich gegen eine Fusion ausgesprochen. Ein Zusammenschluss hätte nach Ansicht des Handelsexperten Thomas Roeb von der Universität Bonn-Rhein-Sieg den Abbau von Tausenden von Stellen zur Folge. Ein Zusammengehen sei jedoch das Szenario mit der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeit, meint er.

Mehr als vier Jahre nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens geht damit die Zitterpartie für die 20 000 Beschäftigten weiter. Für sie hatte Karstadt im Frühjahr eine „Tarifpause“ angekündigt und damit für Unmut gesorgt. Mit Spannung sieht Verdi nun einem für Januar geplanten Gespräch mit Benko entgegen.