Hauptstadtflughafen BER könnte laut Bericht 2020 öffnen
Berlin (dpa) - Der neue Hauptstadtflughafen BER könnte mit neun Jahren Verspätung an den Start gehen. Nach Informationen der Zeitung „B.Z.“ (online) aus Gesellschafter- und Flughafenkreisen streben die Verantwortlichen nun eine Eröffnung im September/Oktober 2020 an.
BER-Geschäftsführer Engelbert Lütke Daldrup wollte sich dazu am Mittwoch in einem Ausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses nicht äußern. Er will dem Aufsichtsrat am Freitag einen Eröffnungstermin vorschlagen.
Eigentlich sollten schon 2011 Passagiere im neuen Terminal im brandenburgischen Schönefeld abgefertigt werden. Seither kippten aber alle Eröffnungstermine wegen Technikproblemen, Baumängeln und Planungsfehlern. Der Neubau wird seit Jahren saniert, die Kosten sind explodiert.
Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider wollte sich ebenfalls nicht zu einem Eröffnungstermin äußern. Zuvor hatten „Tagesspiegel“ und „Potsdamer Neueste Nachrichten“ berichtet, der Flughafen werde im Herbst 2020 oder im Frühjahr 2021 öffnen.
Lütke Daldrup hatte im Sommer angekündigt, die Arbeiten im Terminal bis Ende August 2018 abzuschließen. Dieser Zeitplan ist jedoch stark unter Druck geraten. Zuletzt fand der Tüv eine Reihe schwerwiegender Mängel im Terminal. Im Beteiligungsausschuss am Mittwoch bekräftigte Lütke Daldrup, sie hätten das Ziel, bis zum 31. August nächsten Jahres die wesentlichen Anlagen fertiggestellt und abgenommen zu bekommen.
Nach Bauende folgen Tests, Abnahmen und ein Probebetrieb, wofür in der Vergangenheit rund ein Jahr eingeplant worden war. Lütke Daldrup hatte angedeutet, dass sein neuer Zeitplan zudem Risikopuffer enthalten werde. Damit wird der Start 2020 denkbar.
Der leere Airport verschlingt jeden Monat etwa 17 Millionen Euro Betriebskosten. Zudem fehlen Mieteinnahmen aus Läden und anderen Flächen von 13 bis 14 Millionen. Je später die Eröffnung, desto wahrscheinlich wird es, dass wieder frisches Geld gebraucht wird.
Lütke Daldrup ging auf die Frage, ob der BER mehr Geld benötigt, nicht weiter ein. Es gebe noch eine Liquidität von 1,5 Milliarden Euro, sagte er. Nach Bekanntgabe des Eröffnungstermins werde die „Businessplanung“ aktualisiert und Anfang März dem Aufsichtsrat vorgelegt. Die Kosten für das Flughafen-Projekt sind seit Baubeginn 2006 von 2 Milliarden Euro auf 6,5 Milliarden Euro gestiegen, zum Teil auch wegen der deutlichen Vergrößerung des Airports.
Zu Verhandlungen mit den Baufirmen wollte sich Lütke Daldrup am Mittwoch nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit äußern. Sein Ziel ist es, weg von einer stunden- und tageweisen Abrechnung hin zu Pauschalvergütungen für die Firmen zu kommen - auch um Druck zu schaffen, pünktlich fertig zu werden.
So wollte Lütje Daldrup nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur eine Einigung mit dem technischen Gebäudeausrüster Caverion verkünden. Darin würden alle Leistungen festgelegt, die bis Bauende zu erbringen seien, hieß es in Flughafenkreisen. Caverion baut im Terminal unter anderem Entrauchungskanäle und Sprinklerleitungen.
Der Brandschutz zählt seit Jahren zu den größten Problemen auf der Baustelle. Das Terminal war in der Bauphase immer wieder umgeplant und größer angelegt worden, ohne die Haustechnik grundlegend neu zu konzipieren. Im Ausschuss waren am Mittwoch auch Vertreter der Baufirmen Bosch und Siemens.
Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat mittlerweile ihre Ermittlungen gegen Siemens wegen mutmaßlichen Abrechnungsbetrugs beim BER eingestellt. Die Flughafengesellschaft hatte 2015 Anzeige erstattet, es ging um Siemens-Rechnungen aus den Jahren 2013 und 2014 und die Summe von 1,9 Millionen Euro. Der Potsdamer Staatsanwalt Christoph Lange sagte, das Geld sei für andere Leistungen als die vertraglich vereinbarten geflossen und verrechnet worden. Es sei kein Schaden entstanden. Zuvor hatte der „Tagesspiegel“ berichtet.