Bericht: 150 Stellen bei Prokon in Gefahr

Itzehoe/Bremen (dpa) - Das angeschlagene Windkraft-Unternehmen Prokon wird nach Informationen des Bremer „Weser-Kuriers“ wohl fast ein Drittel seiner 480 Mitarbeiter entlassen müssen.

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„Im Moment ist es die deutliche Tendenz, dass in naher Zukunft mindestens 150 Leute ihren Arbeitsplatz verlieren“, zitierte die Zeitung am Samstag den Prokon-Vertriebsleiter Rüdiger Gronau.

Betroffen seien insbesondere der direkte Verkauf von Strom sowie der Vertrieb. Für den Vertrieb gebe es keine Verwendung mehr - laut Gronau sieht der vorläufige Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin hier „keine Chance und keinen Bedarf, weiteres Kapital einzuwerben“.

Penzlin, der seit einer Entscheidung des zuständigen Amtsgerichts Itzehoe vom Mittwoch allein über Prokon verfügt, war ebenso wie das Unternehmen selbst für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Am Donnerstag hatte Penzlin in Hamburg noch erklärt, die Sanierung der Prokon Regenerative Energien GmbH zeige „erste Erfolge“.

Das Gericht werde voraussichtlich im Mai über die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens entscheiden. „Es spricht derzeit mehr für eine Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. Mai als dagegen“, sagte der Hamburger Anwalt. „Die Fortführung der Geschäftsbereiche Windparks ist auch für den Fall einer Eröffnung des Insolvenzverfahrens gesichert.“

Prokon-Geschäftsführer Carsten Rodbertus hatte vor wenigen Tagen Pläne zum Aufbau einer Genossenschaft bestätigt. Den Vorstand dieser Genossenschaft solle dann die Mitgliederversammlung wählen. „Ich werde mich selbst zur Wahl stellen“, kündigte Rodbertus an.

Die neue Rechtsform solle Perspektiven bieten, nämlich neues Kapital einwerben und Mitglieder gewinnen. „Im Idealfall sind wir so erfolgreich, dass wir Projekte von der Prokon Regenerative Energien GmbH übernehmen können“, hieß es auf der Homepage der Genossenschaft.

Ende Februar hatte Penzlin Spekulationen über eine anstehende Umwandlung der Unternehmensgruppe in eine Genossenschaft noch zurückgewiesen. Ein Wechsel zu einer anderen Rechtsform während des laufenden vorläufigen Insolvenzverfahrens sei nicht möglich, hieß es damals. Rodbertus räumte ein, seine Handlungsspielräume seien wegen des vorläufigen Insolvenzverfahrens gering und könnten bei der Eröffnung eines regulären Insolvenzverfahrens auf Null gehen.

Im Januar hatte die Prokon Regenerative Energien GmbH - eine von mehreren Prokon-Firmen - einen Insolvenzantrag gestellt. 74 000 Anleger hatten Prokon etwa 1,4 Milliarden Euro an Kapital in Form von Genussrechten zur Verfügung gestellt.