Bertelsmann setzt auf Wachstum durch Musik und Bücher
Berlin (dpa) - Europas größter Medienkonzern Bertelsmann will seinen Umsatz vor allem mit Musik und Büchern in den nächsten Jahren kräftig nach oben treiben.
Wenn die Kartellbehörden den beantragten Fusionen in diesen Märkten zustimmen, soll der Konzernumsatz bis 2014 um zwei Milliarden Euro auf 18 Milliarden Euro steigen, wie der Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe am Dienstag in Berlin ankündigte.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte der Konzern (RTL Group, Gruner + Jahr, Random House, Arvato) nur Dank des Sensationserfolgs der Fesselsex-Bücher der „Shades of Grey“-Reihe wenigstens einen kleinen Gewinnzuwachs verbucht.
Die Erotikromane des Buchverlags Random House leisteten einen großen Beitrag zum Konzernergebnis, das unter dem Strich mit 619 Millionen Euro knapp über dem Vorjahreswert von 612 Millionen Euro lag.
Das operative Ergebnis (EBIT) aus fortgeführten Aktivitäten blieb mit 1,735 Milliarden Euro unter dem Vorjahreswert von 1,755 Milliarden, sagte Rabe. Demnach entwickelten sich alle Sparten außer Random House beim operativen Ergebnis schwächer. Der Konzernumsatz wuchs um 5 Prozent auf 16,06 Milliarden Euro.
Belastend sei der weitere Rückgang in einigen wichtigen Werbemärkten gewesen, sagte Rabe. Der Konzern erwirtschaftet mehr als ein Viertel des Umsatzes mit Werbung. Dazu seien hohe Sondereinflüsse in schrumpfenden Märkten wie dem Druckgeschäft gekommen. So habe es hohe Abschreibungen auf das Druckgeschäft in Südeuropa gegeben. An einen Verkauf der Drucksparte sei jedoch nicht gedacht.
„Sowohl der angestrebte Zusammenschluss im Buchverlagsgeschäft als auch die BMG-Übernahme werden zu deutlichen Umsatzzuwächsen führen, sobald die kartellrechtlichen Genehmigungen vorliegen.“ Rabe sprach von einer „Trendwende“ und sagte: „Nach der Trennung von wachstumsschwachen Geschäften und einem entsprechenden Umsatzrückgang in den vergangenen Jahren ist Bertelsmann wieder auf dem Wachstumspfad.“
Bertelsmann will das weltweit viertgrößte Musikrechteunternehmen BMG komplett übernehmen. Bisher war der Finanzinvestor KKR mit 51 Prozent Mehrheitspartner, Bertelsmann hielt 49 Prozent.
Ohne die kartellrechtlichen Genehmigungen seien die Aussichten dagegen ungewiss, sagte Rabe. Die Wirkung des großen Bucherfolgs der „Shades“-Trilogie werde abflauen. Dazu kämen das geringe Wirtschaftswachstum im Euro-Raum und höhere Investitionen in den Konzernumbau. Unter dem Strich würde es dann nur eine stabile oder leicht rückläufige Geschäftsentwicklung geben.
Nach Ostern werde sich der Vorstand mit einem möglichen Verkauf von Aktien der RTL Group befassen, sagte Rabe. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen. Bertelsmann hält derzeit 92,3 Prozent der RTL-Aktien und will mindestens 75,1 Prozent behalten. Das 17-Prozent-Aktienpaket wäre aktuell gut 1,5 Milliarden Euro wert. Mit einem möglichen Erlös werde es aber keine Milliardeninvestition in ein einzelnes Projekt geben, sagte Rabe. Das gelte auch für den Wissenschaftsverlag Springer Science + Busines Media.