Beste Stimmung an den Börsen
Die Aktienkurse steigen. Die Konjunktur läuft runder, als es die Experten erwartet haben.
Frankfurt. Die Stimmung ist bestens — zumindest an den Börsen. In Deutschland kennt der Dax seit Jahresbeginn im Grunde nur eine Richtung: aufwärts. In den USA kletterte der Leitindex Dow Jones Industrial (DJIA) in der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit Mitte Mai 2008 und stieg zwischenzeitlich über 12 900 Punkte. In Japan knackte der Nikkei am Mittwoch erstmals seit rund drei Monaten die Marke von 9000 Punkten.
Die griechische Tragödie schockt viele Anleger kaum noch. Zudem lief die Konjunktur besser als erwartet, die Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) entspannt die Märkte zusätzlich, die Aussichten vieler Unternehmen sind nicht so trüb wie befürchtet. „Die Euphorie ist groß. Trotz der gravierenden Probleme in Griechenland ist unser Aktienmarkt nicht kleinzukriegen“, sagt Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser. „Insgesamt scheinen wir den Tiefpunkt dieser Krise überwunden zu haben.“
Der starke Start des Deutschen Aktienindex’ übertraf alle Erwartungen. Seit Jahresbeginn legte das Börsenbarometer knapp 15 Prozent zu. Das ist der beste Start seit 1988, der Geburtsstunde des Dax. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 schaffte der Index der 30 gewichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland im vergleichbaren Zeitraum gerade einmal ein Plus von knapp sechs Prozent. In den drei Jahren davor sackten die Kurse zu Jahresbeginn teils kräftig ab.
„Viele sitzen auf Cash, die wollen investieren und es gibt wenig lukrative Alternativen“, erklärt die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud, den rasanten Start 2012. Staatsanleihen gelten nicht mehr als mündelsicher, nachdem private Gläubiger wie im Falle Griechenlands auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten sollen. Die Zinsen für Sparprodukte kommen nur allmählich wieder aus dem Tal.
Rückblende: 2011 hatten Anleger an den Börsen viel Geld verloren. Aktien vieler Unternehmen waren so günstig wie nie, unter anderem Finanzwerte. So tasteten sich die eher börsenscheuen Deutschen wieder an Aktien und Fonds als Geldanlage heran. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) registrierte im zweiten Halbjahr 2011 rund knapp 8,7 Millionen Anleger in Deutschland, die direkt und/oder indirekt Geld in Aktien gesteckt hatten. Das waren 356 000 mehr als im ersten Halbjahr 2011 — aber noch weit weniger als zu Zeiten des Börsenbooms: Im Jahr 2001 waren es fast 13 Millionen.