Bestechung: Formel-1-Boss Ecclestone steht vor Gericht
München. Bernie Ecclestone muss die Glitzerwelt der Formel 1 gegen einen tristen Gerichtssaal in München eintauschen. Donnerstag beginnt der Bestechungsprozess gegen den 83 Jahre alten Geschäftsführer der Motorsport-Königsklasse.
Ecclestone muss sich wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall verantworten. Er soll dem ehemaligen Vorstand der BayernLB, Gerhard Gribkowsky, 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt und sich einen Großteil davon in Form einer Beraterprovision von der BayernLB zurückgeholt haben. Der BayernLB ist dadurch laut Anklage ein Schaden von knapp 35 Millionen Euro entstanden.
Die beiden Männer haben sich getroffen, als die bayerische Landesbank ihre Mehrheit an der Formel 1 verkaufen wollte. Die Anteile an der Rennserie waren ihr als Pfand für die Pleite der Kirch-Gruppe zugefallen. Weil die Bank nicht viel damit anfangen konnte, sollte Gribkowsky die Beteiligung zu Geld machen.
Aus Angst vor einem Machtverlust bei der Formel 1, sagt die Münchner Staatsanwaltschaft. Wie aus der Anklage hervorgeht, wollte Ecclestone Einfluss auf die Auswahl des Käufers der Formel 1 nehmen und zahlte deshalb Millionen an Gribkowsky, damit er den britischen Investor CVC aussucht. So hatte es auch Gribkowsky in seinem Prozess erzählt und wurde deshalb im Sommer 2012 zu achteinhalb Jahren wegen Bestechlichkeit verurteilt. Ecclestone stellte die Zahlung als eine Art Schweigegeld dar: Er habe befürchtet, dass Gribkowsky ihn bei den britischen Behörden anzeige.
Ja, als Angeklagter in einem Strafprozess muss der 83-Jährige an allen Tagen persönlich vor Gericht erscheinen. „Die Hauptverhandlung hat stets in Anwesenheit des Angeklagten stattzufinden“, sagt eine Gerichtssprecherin. Notfalls könne das Erscheinen per Haftbefehl erzwungen werden. Das hätte aber zur Folge, dass Ecclestone nicht mehr aus seinem Heimatland England ausreisen und somit zu keinem Rennen mehr fliegen könnte. Deshalb rechnet niemand damit, dass er unentschuldigt fehlen wird.
Das gilt als unwahrscheinlich. In Justizkreisen wird nicht mit einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung gerechnet. Falls Ecclestone verurteilt wird, hängt das Strafmaß aber auch von seinem Verhalten vor Gericht ab. Ein Geständnis wirkt sich normalerweise strafmildernd aus, weil es einen langen und aufwändigen Prozess erspart. Bis Mitte September sind mehr als 20 Verhandlungstage eingeplant.