Experten warnen Bietergefecht um Abertis: Zuviel für Hochtief?
Essen (dpa) - Vor dem Hintergrund einer sich anbahnenden Bieterschlacht um den spanischen Mautstraßenbetreiber Abertis haben Aktionärsvertreter vor erheblichen finanziellen Risiken für den Baukonzern Hochtief gewarnt.
„Es besteht die Gefahr, dass man deutlich zu viel bezahlt, wenn man in ein Bietergefecht hereinkommt“, sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpaperbesitz (DSW), Jürgen Kurz, der dpa.
Aufgrund der niedrigen Zinsen sei die Versuchung für viele Unternehmen derzeit groß, sich gewaltige Schulden aufzubürden. „Da werden dann Preise aufgerufen, die in einigen Jahren vielleicht nicht mehr tragbar sind“, sagte Kurz.
Kritisch sehe er auch die Ankündigung des spanischen Hochtief-Großaktionärs ACS, sich nicht an einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung des milliardenschweren Geschäfts beteiligen zu wollen. „Für mich heißt das, dass sie entweder das Geld nicht haben, oder das Geld besser anders anlegen wollen“, sagte Kurz.
Trotz eines möglichen Absinkens des ACS-Anteils von derzeit knapp 72 Prozent auf künftig unter 50 Prozent werde die Machtposition der Spanier bei Hochtief dadurch jedoch nicht wirklich gefährdet. „Das Entscheidungszentrum ist in Madrid“, so Kurz.
Zweifelhaft sei zudem, ob die angekündigten Einsparungen ohne einen Personalabbau zu erzielen seien. „Wenn man von Synergien spricht und gleichzeitig sagt, Personal wird nicht abgebaut, dann passt das nicht zusammen“, sagte er. IG-Bau-Vorstandsmitglied und Hochtief-Aufsichtsrat Carsten Burckhardt betonte dagegen die Chancen des möglichen Geschäfts. „Der Vorstand hat uns versichert, dass die Arbeitsplätze gesichert sind“, sagte Burkhardt. Durch ein Zusammengehen beider Unternehmen rechne er sogar mit zusätzlichen Stellen in Deutschland. „Das ist kein Harakiri, das ist ein ganz solides Geschäft“, versicherte er.
Hochtief-Chef Marcelino Fernandez Verdes hatte vor wenigen Tagen angekündigt, mit einer Offerte von gut 17 Milliarden Euro ins Bieterrennen um Abertis einsteigen zu wollen. Konkurrent ist die Investmentgesellschaft der italienischen Benetton-Familie Atlantia, die zuvor bereits ein Gebot in Höhe 16,3 Milliarden Euro unterbreitet hatte. Abertis hat zudem Schulden in Höhe von 16 Milliarden Euro.