Bilanz: Die Bayer-Gewinne sprudeln
Konzernchef Dekkers präsentiert Plus von 90 Prozent. Rückgang in der Sparte Kunststoffe.
Leverkusen. Nach dem ersten vollen Jahr als Vorstandsvorsitzender der Bayer AG wird Marijn Dekkers gleich zu Beginn seiner Präsentation der Jahreszahlen pathetisch: Seine größte Motivation ziehe er daraus, „dass ich zur Umsetzung unserer faszinierenden Mission beitragen kann.“ Die Mission, das ist für ihn der Bayer-Wahlspruch „Science for a better life“. Das Ziel der Verbesserung des Lebens durch Forschung verfolgen die Leverkusener mit ihren drei Teilkonzernen HealthCare (Medikamente — tragen zur Gesundheit bei), CropScience (Verbesserung der Ernten und die Ernährung der Weltbevölkerung) und MaterialScience (Geschäft mit hochwertigen Kunststoffen).
Im Kunststoffbereich wurde 2011 einen Ergebnisrückgang verzeichnet. Dafür werden Steigerungen bei den Rohstoffpreisen und eine generelle Konjunkturabhängigkeit dieses Bereichs verantwortlich gemacht. Jedoch trugen die anderen beiden Bereiche dazu bei, dass der Umsatz im Konzern um gut fünf Prozent auf 36,53 Milliarden Euro stieg. Der Nettogewinn im Konzern erhöhte sich 2011 gegenüber 2010 um fast 90 Prozent auf 2,47 Milliarden Euro. Vor diesem Hintergrund will Dekkers der Hauptversammlung eine Anhebung der Dividende um 1,65 Euro pro Aktie vorschlagen. Beim geplanten Stellenabbau, den er schon kurz nach seinem Amtsantritt im Herbst 2010 angekündigt hatte — in Deutschland sollen 1700 Stellen abgebaut werden — sieht sich Deckers auf gutem Wege. Man stehe in guten Verhandlungen mit den Betriebsräten.
Einmal mehr plädierte Dekkers für die CO-Pipeline, durch die zwischen den Bayer-Werken Dormagen und Krefeld-Uerdingen Kohlenmonoxid transportiert werden soll. Die Pipeline ist verlegt, aber nach rechtlichem Widerstand noch nicht in Betrieb. Der Bayer-Chef: „Wir brauchen die Pipeline, sie ist wichtig für den Industriestandort NRW.“
Auch wenn der Pharma-Bereich eine der Stützen des Bayer-Wachstums ist, gibt es auch hier Probleme. So sind in den USA bereits 11 300 Klagen wegen behaupteter Gesundheitsschäden durch die Verhütungspille Yasmin anhängig. Die Kläger werfen Bayer vor, nicht ausreichend vor Risiken gewarnt zu haben. Mit 170 Klägerinnen habe man bereits Vergleiche geschlossen, sagte Dekkers. Dies sei besser, als sich in teure Prozesse einzulassen. Von Fall zu Fall werde man weitere Vergleiche in Betracht ziehen.
Ein Problem für Innovationen und Fortschritt sieht Dekkers auch in der Gesundheitspolitik. In Zeiten, in denen Kassen und Gesundheitsfonds Überschüsse in Milliardenhöhe aufgebaut hätten, gebe es keinen Grund für den bestehenden Zwangsrabatt auf innovative Medikamente.