Rabattaktionen Black Friday: Diese Fallen lauern in der Rabatte-Schlacht
Überall locken Rabatte zum Black Friday und zum Cyber Monday. Die Verbraucherzentrale NRW warnt aber davor, allzu bedenkenlos auf vermeintliche Super-Rabatte zu reagieren. Tipps für Schnäppchenjäger.
Düsseldorf. Derzeit ist es kaum möglich, die Begriffe Black Friday, Cyber Monday oder gar Cyber Week noch nicht in Verbindung mit vielversprechenden Rabattaktionen gehört zu haben: Die Sonderangebote einschlägig bekannter Unternehmen, besonders von Elektronikhändlern, werden gerade auf allen Kanälen beworben. Am Freitag ist besagter Black Friday, am Montag darauf Cyber Monday. Was Händler wollen und Verbraucher beachten sollten.
Herübergeschwappt aus den USA markieren die beiden Tage Gelegenheiten, Produkte zu besonders reduzierten Preisen anzubieten. Teilweise werben die Unternehmen rund um den Black Friday und den Cyber Monday mit Rabatten von bis zu 90 Prozent — und das passenderweise zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts.
Zur Genese: Um die Bedeutung des Schwarzen Freitags ranken sich viele Mythen (mehr dazu siehe Kasten). Sicher ist aber: Der Black Friday ist in den USA der umsatzstärkste Tag des Jahres. Es handelt sich dabei immer um den Freitag nach Thanksgiving (was immer auf einen Donnerstag fällt), den viele Amerikaner als Brückentag nutzen. Wegen der teils starken Rabatte kommt es regelmäßig zu langen Schlangen bereits Stunden vor den Ladenöffnungszeiten und chaotischen Szenen am Wühltisch.
Der vor einigen Jahren entstandene Cyber Monday ist eine Antwort des Internet-Handels auf den Rabatttag des stationären Handels und findet immer am Montag nach Thanksgiving statt. Die ganze Cyber-Woche, die sich unterdessen auch etabliert hat, hat an diesem Montag begonnen.
Nicht nur in Asien und Europa, auch in Deutschland sind die Rabatte nach amerikanischem Vorbild angekommen. Eine Online-Verbraucherbefragung des Handelsverbands Deutschland ergab, dass der Black Friday und der Cyber Monday dem Einzelhandel zusammen 1,7 Milliarden Euro Umsatz bringen. Die Pro-Kopf-Ausgaben 2016 lagen laut Umfrage am Black Friday bei 170 Euro und am Cyber Monday bei 120 Euro. Für die Umfrage war es irrelevant, ob die Käufer ihr Geld online oder im stationären Handel ausgeben.
Die Verbraucherzentrale NRW warnt aber davor, allzu bedenkenlos auf vermeintliche Super-Rabatte im Onlinehandel zu reagieren, und rät dazu, die Preise zu vergleichen. „Viele der fantastischen Sparpreise beruhen auf einem Vergleich mit unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller (UVP). Tatsächlich kassiert jedoch kaum ein Händler die als Mondpreise in Verruf gekommenen UVP“, heißt es in einer Erklärung. Stichproben der Verbraucherzentrale aus den letzten Jahren hätten ergeben, dass die durchschnittlichen Reduzierungen an solchen Rabatttagen statt versprochener 50 Prozent nur bei 20 Prozent lagen. Speziell bei der Plattform Amazon gelte es zu beachten, dass Betrüger massenhaft Technik-Artikel zu verlockenden Preisen einschleusten, die sich im Nachhinein als Fake-Angebote herausstellten. Der Rat der Verbraucherzentrale: Nur an der Amazon-Kasse bezahlen, nicht auf einen Vorkasse-Kauf einlassen.
Handelsexperte Thomas Roeb, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, beobachtet, dass sich auch die Anfragen an ihn zu diesem Thema in jüngster Zeit häufen. „Noch können wir sicher nicht von einem Massenphänomen sprechen, eine echte Tradition muss sich auch erstmal etablieren. Aber Halloween zum Beispiel ist ebenfalls ein kommerzialisierter Brauch, der vor etwa 20 Jahren aus den USA zu uns gekommen ist“, erklärt Roeb.
Der Erfolg der Rabatttage, so Roeb, habe viele Gründe: Sie ersetzen den heute so nicht mehr existenten Winterschlussverkauf, ereignen sich zu einem Zeitpunkt, an dem viele es sich leisten können, Geld auszugeben, verleiten Käufer zu einer jetzt-oder-nie-Mentalität — und das bei Ware, die einen gewissen Saisoncharakter hat, wie etwa Elektroartikel, die irgendwann von einer neuen Generation abgelöst werden. „Die Händler können ihre Ware stark rabattieren, ohne sie damit herabzuwerten, ohne dass sie verscherbelt wirkt. Black Friday und Cyber Monday liefern die Legitimation dazu“, sagt Roeb.
Ob die Sonderverkaufstage dem Weihnachtsgeschäft nützen oder schaden, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bestimmen, sagt Roeb. Laut einer Studie der Online-Experten des Kölner Instituts für Handelsforschung und der Online-Auktionsplattform Ebay plane jeder dritte Onlinemarktplatz-Händler eine Cyber-Week-Aktion. Auch habe sich bei sechs von zehn der teilnehmenden Händler in der Vergangenheit der Gesamtumsatz im Weihnachtsgeschäft durch die Aktion erhöht. Jeder vierte von ihnen befürchte aber gleichzeitig langfristig einen negativen Effekt auf das Weihnachtsgeschäft, wenn immer mehr Händler mitmachen und alle Einkäufe an ein paar wenigen Schnäppchen-Tagen erledigt würden.
Unternehmen, die bei den Verkaufstagen einsteigen möchten, könnten überrascht werden: Ein in Hongkong ansässiges Unternehmen hat sich die Namensrechte am Black Friday in Deutschland gesichert — und will bei Verwendung Geld sehen.