BMW fürchtet lange Flaute in Europa

München (dpa) - Die Auto-Flaute in Europa wird selbst für hochprofitable deutsche Premium-Bauer wie BMW zum Dauer-Bremsklotz.

In den nächsten Monaten werde es auf dem Heimatkontinent keinen Rückenwind geben, sagte BMW-Chef Norbert Reithofer am Donnerstag zur Vorlage der Quartalsbilanz und machte keine Hoffnung auf einen schnellen Umschwung: „Ich bin der Meinung, dass uns Europa mindestens die nächsten fünf Jahre beschäftigen wird.“

Wie sehr die Krise den Münchnern schon jetzt zusetzt, zeigt der Gewinneinbruch ihrer Pkw-Sparte in den ersten drei Monaten. Hier gingen mehr als 15 Prozent verloren - nur dank eines besonders guten Geschäfts mit Leasingverträgen konnte der Konzern seinen Vorsteuergewinn mit zwei Milliarden Euro knapp auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums halten.

Analysten hatten zwar deutlich weniger Gewinn erwartet - doch das beeindruckte die Börse nur kurz: Nachdem die BMW-Aktien unmittelbar nach Handelsstart bis zu 2,7 Prozent zulegten, verloren sie etwa die Hälfte der Gewinne schnell wieder. Zum Nachmittag lagen sie nur noch rund knapp 0,4 Prozent im Plus.

Das Kerngeschäft des Konzerns bekommt neben der Flaute in Europa auch das langsamere Wachstum in China zu spüren. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) verdiente die Pkw-Sparte nur noch 1,6 statt 1,9 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieben 1,3 Milliarden Euro Nettogewinn.

Die Umsatzrendite, mit der speziell die Premium-Hersteller ihre Profitabilität vergleichen, sank dadurch von 11,6 auf 9,9 Prozent. Das liegt zwar noch immer am oberen Ende des BMW-eigenen Zielkorridors von 8 bis 10 Prozent - Konkurrent Audi kam im ersten Quartal aber auf 11,1 Prozent. Nur Daimler hängt in puncto Rendite derzeit schier aussichtslos hinterher und holte mit seiner Pkw-Sparte nur 3,30 Euro Gewinn aus 100 Euro Umsatz.

Und im Gegensatz zu den Stuttgartern sieht sich BMW trotz des Gegenwinds in Europa weiter auf Kurs, die selbstgesteckten Ziele für dieses Jahr zu erreichen. Zwar dürfte das Ebit der Pkw-Sparte unter dem Wert des Vorjahres liegen. Aber unter anderem die lukrativeren Leasingverträge, die in den letzten Jahren abgeschlossen wurden, sollen genügend Geld bringen, um den Vorsteuergewinn auf dem 2012er-Niveau von 7,8 Milliarden Euro zu halten. Außerdem werden bei Absatz und Umsatz neue Bestmarken angepeilt. Dabei schrumpften die Erlöse in den ersten drei Monaten trotz steigender Verkaufszahlen um vier Prozent auf 17,5 Milliarden Euro.

Ein Grund: Die schier endlose Flaute auf dem Heimatkontinent führt zu mehr Konkurrenz um die verbliebenen Neukunden - und damit fast automatisch zu niedrigeren Preisen und weniger Gewinn je Auto. BMW spricht von „höherer Wettbewerbsintensität“. Außerdem trieben mit dem Kompakt-SUV X1 und der 3er-Reihe vor allem kleinere Modelle das Wachstum, die weniger Umsatz und Gewinn einfahren. Dagegen verkauften sich etwa die gewinnträchtigen 7er-Modelle deutlich schlechter als vor einem Jahr. Auch das erklärt zum Teil den Ergebnis-Rückgang in der Pkw-Sparte.

Ein weiterer Punkt: Im größten Einzelmarkt China war der Absatz in den ersten drei Monaten viel langsamer gestiegen als im Gesamtjahr 2012, als das Wachstum mit rund 40 Prozent förmlich durch die Decke gegangen war. Außerdem verkaufte BMW deutlich mehr vor Ort produzierte Autos, die in der Bilanz anders verrechnet werden. Zwar treiben sie den Konzernabsatz in die Höhe, Umsatz und Gewinn aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Partner Brilliance werden aber nicht in der Pkw-Sparte verbucht. Hier fließen nur importierte Autos ein. Alleine das dürfte das Ebit des Automobilgeschäfts schon kräftig gedrückt haben.