Bochumer Opelaner wollen Schließung nicht hinnehmen
Bochum/Frankfurt (dpa) - Widerstand gegen das Ende der Opel-Produktion in Bochum: Gewerkschaften und Betriebsrat wollen die bittere Pille nicht schlucken, die das Management am Montag verkündet hatte.
„Die IG Metall akzeptiert eine Schließung des Standortes Bochum nicht“, sagte Gewerkschaftschef Berthold Huber am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. Der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel kündigte an, für den Erhalt der Produktion in der Ruhrgebietsstadt zu kämpfen. „Das sind wir auch den Menschen schuldig und das sind wir dieser Region schuldig“, sagte er im ZDF-„Morgenmagazin“.
Auf einer Belegschaftsversammlung am Montag hatte Interimschef Thomas Sedran angekündigt, dass in Bochum nur noch bis 2016 Opel-Fahrzeuge vom Band laufen sollen. Die schwache Nachfrage mache diesen Schritt erforderlich. Das bedeutet zwar nicht das Aus des Autobauers an dem 50 Jahre alten Standort im Ruhrgebiet. Aber 3000 Jobs stehen auf der Kippe.
Die IG Metall will den Stellenabbau nicht kampflos hinnehmen. „Wenn Opel dort jetzt ersatzlos alle Produktionsarbeitsplätze abbauen will, ist das eine offene Kampfansage an uns“, sagte Huber. GM müsse endlich eine tragfähige Gesamtlösung für Opel in Deutschland vorlegen, sonst gebe es einen offenen Konflikt. „Solange nichts auf dem Tisch liegt, leisten wir Gegenwehr.“
Auch der Bochumer Opel-Betriebsratschef Einenkel will sich nicht mit der Entscheidung abfinden, dass 2016 die letzten Autos in Bochum vom Band rollen. Zumal er vermutet, dass das Aus des Bochumer Opel-Werks auch Auswirkungen auf die anderen deutschen Standorte haben könnte: „Wir sind der Meinung, wenn man das Bochumer Werk schließt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Werk auf der Schließungsliste steht“, sagte Einenkel am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Bochum werde zuerst aus dem Weg geräumt, weil man dort den größten Widerstand befürchte.
Berichten zufolge haben am Dienstag einzelne Mitarbeiter im Opel-Werk Bochum die Arbeit niedergelegt. Ein Opel-Sprecher sagte dazu lediglich: „Die Produktion läuft.“
Am Morgen nach der Hiobsbotschaft waren die Opelaner weitgehend wortlos und gesenkten Hauptes in die Werkstore zur Frühschicht gegangen. Bei vielen Mitarbeitern waren Frust und Wut vom Vortag der Resignation gewichen. So sagte Opel-Arbeiter Jörg Niermann, seit 30 Jahren im Unternehmen: „Kampf bringt ja sowieso nichts mehr - das Ende ist beschlossene Sache.“
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) warf dem Opel-Mutterkonzern GM gravierende Management-Fehler vor. „Ich bin sauer, gerade weil das Unternehmen Fehler gemacht hat, auch beim Umgang mit den Mitarbeitern in der Vergangenheit“, sagte Rösler der „Rheinischen Post“ (Dienstag). GM müsse sich fragen lassen, ob der Konzern in der Vergangenheit alles Notwendige getan habe, um das Aus für Bochum zu verhindern.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Wolfgang Schäfer-Klug kritisiert, dass das Management in sechs Verhandlungsmonaten noch keine belastbaren Zukunftspläne für die deutschen Standorte vorgelegt habe. Er erwarte rasch Perspektiven: „Wenn das nicht geschieht, wird es keine Zugeständnisse der Arbeitnehmerseite geben.“
Der Betriebsrat fordert unter anderem, dass Chevrolet-Fahrzeuge in Europa vom Band laufen. „Darüber hinaus würde die Fertigung des am Markt erfolgreichen Opel Mokka die Werke in Europa auslasten und auch Opel als Marke helfen.“ Auch Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) forderte ein Zukunftskonzept: „Werksschließungen sind jedenfalls kein Beitrag dazu. Allzu viele Druckmittel etwa mit Warnstreiks haben die Arbeitnehmervertreter in Bochum derzeit allerdings nicht: Für das Werk ist im Januar ohnehin Kurzarbeit angemeldet.