Börsenfusion Frankfurt-New York wackelt
Brüssel/Berlin (dpa) - Die geplante Mega-Fusion der Börsenkonzerne in Frankfurt und New York stößt nach Medienberichten weiter auf großen Widerstand in Brüssel. Eine Entscheidung der Wettbewerbshüter sei aber noch nicht gefallen, betonte ein Sprecher der EU-Kommission.
Er bestätigte lediglich, es gebe einen Entwurf von Beamten für die Entscheidung. Zum Inhalt sagte er nichts.
Den Berichten in angelsächsischen Medien zufolge empfehlen die Experten aus dem Haus von Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia eine Ablehnung, da ihnen die Zugeständnisse der beiden Unternehmen nicht weit genug gingen. Bei der Deutschen Börse hieß es, man wolle Spekulationen nicht kommentieren.
Der Sprecher sagte, die Kommission werde entweder am 1. oder am 9. Februar entscheiden. Deutsche Börse und New York Stock Exchange (NYSE) wollten sich ursprünglich bereits bis Jahresende 2011 zum weltgrößten Marktbetreiber zusammenschließen, hatten dann aber wegen Bedenken der Kommission einer Verzögerung der Fusionspläne zugestimmt.
Die EU-Kommission zögert dem Vernehmen nach vor allem wegen der Marktmacht des geplanten Börsenriesen im Derivate-Geschäft. In der Mitteilung der Deutschen Börse am Dienstagabend hieß es, man habe angesichts der Bedenken aus Brüssel bereits „substanzielle und konkrete Zugeständnisse“ gemacht.
Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni und der Chef des amerikanisch-europäischen Börsenkonzern NYSE Euronext, Duncan Niederauer, wollen einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge an diesem Mittwoch in New York zusammenkommen, um das weitere Vorgehen zu beraten.
Kritik an den Fusionsplänen kommt nicht nur von der EU-Kommission, sondern auch vom hessischen Wirtschaftsministerium, das als Börsenaufsicht ebenfalls noch den Deal absegnen muss. Die beiden Unternehmen haben nur noch bis Ende März, um alle Genehmigungen der mehr als 40 in den Prüfungsprozess involvierten Wettbewerbs-, Aufsichts- und Regulierungsbehörden einzusammeln. Sollte dies nicht der Fall sein, verliert das Fusionsangebot seine Gültigkeit.
Im Derivatehandel bringt die Deutsche Börse die Terminbörse Eurex, NYSE Euronext den Londoner Handelsplatz Liffe in die Fusion mit ein. Die Stärke im Handel mit solchen Finanzprodukten, mit denen man auf künftige Kurse wetten und sich gegen Kursverluste absichern kann, gilt als einer der wichtigsten Gründe für den Zusammenschluss. Entsprechend widerwillig sind beide Seiten, in diesem zukunftsträchtigen Bereich Zugeständnisse gegenüber den Behörden etwa in Form von Teilverkäufen zu machen.