Bosch will verstärkt Kapital aus älteren Arbeitnehmern ziehen

Stuttgart (dpa) - Der Autozulieferer Bosch kümmert sich bei der Personalentwicklung zunehmend um ältere Mitarbeiter. „Wir spüren momentan noch keinen Fachkräftemangel“, sagte Bosch-Personalvorstand Christoph Kübel im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Aber: „Dass der Markt in der Zukunft enger wird, das zeigen die Prognosen. Um sich auch gegen einen möglichen Mangel von jungen Bewerbern zu wappnen, zapft der Technikriese bereits jetzt gezielt das Wissen älterer Mitarbeiter an.

Dazu habe Bosch eine eigene Online-Plattform eingeführt, inklusive eines „Bosch-Wikis“. In einer Anwendung können Mitarbeiter Fragen stellen und andere Mitarbeiter antworten. „Gerade ältere Mitarbeiter sind hochinteressiert, die Antworten zu geben“, sagte Kübel. „Das Zusammenspiel zwischen Alt und Jung ist unglaublich förderlich für unsere Innovationskraft.“

Und es könnte in Zukunft immer wichtiger werden: Denn Kübel rechnet damit, dass der Altersdurchschnitt bei Bosch bis 2030 um sieben Jahre auf 49 Jahre steigen wird. „Es liegt daran, dass wir eine längere Lebensarbeitszeit haben“, sagte Kübel. Um die älteren möglichst lang im Betrieb zu halten, setzt der Zulieferer auf flexible Arbeitszeitmodelle. Gerade erst wurden 500 Manager für ein neues Modellprojekt geworben.

Eine Lawine von höheren Lohnkosten sieht Kübel dadurch nicht auf Bosch zurollen. „Der Entgeltunterschied von einer jüngeren zu einer älteren Belegschaft ist da“, sagte Kübel. Der sei aber nicht so deutlich, dass er über den Erfolg von Bosch entscheide.

Außerdem wird die Erfahrung von Menschen im Ruhestand angezapft. „Jeder, der bei uns ausscheidet und in Ruhestand geht, kann sein Wissen wieder einbringen. Dafür haben wir eine Organisation mit mittlerweile 1600 freiwilligen Senior-Experten.“ Einzelne Geschäftsbereiche können die Senioren über eine unternehmenseigene Organisation buchen. Solche Maßnahmen dürften in Zukunft noch wichtiger werden.

Bosch hatte im April einen harten Sparkurs angekündigt. Der Zulieferer leidet unter der Flaute im europäischen Automarkt. 2012 stieg der Umsatz nur um 2 Prozent, von seinem langfristigen Ziel von acht Prozent Wachstum ist Bosch damit noch weit entfernt.

Das Aus der Solarsparte mit gut 3000 Mitarbeitern war erst der erste Schritt. In Deutschland hat Bosch mit dem Betriebsrat bereits Regeln für eine flexiblere Reduzierung von Arbeitszeit und Einkommen im Falle spürbarer Auftragseinbrüche ausgehandelt. Dadurch sollen Umsatzrückgänge von bis zu 20 Prozent - auch mit Hilfe von Kurzarbeit - abgefedert werden können.

Weltweit könnte die Zahl der gut 306 000 Stellen Kübel zufolge immerhin leicht steigen. „Wir haben keinen Einstellungsstopp“, sagte Kübel. Aber: „Wir konzentrieren uns momentan aufgrund der wirtschaftlichen Situation verstärkt darauf, unsere Prozesse zu verschlanken.“