Bundesbank: Aussichten für Wirtschaft spürbar aufgehellt

Frankfurt (dpa) - Die Schuldenkrise birgt aus Sicht der Bundesbank auch weiterhin Risiken für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Insgesamt hätten sich die Aussichten für die deutsche Wirtschaft aber zuletzt spürbar aufgehellt, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann in Frankfurt.

„Die deutsche Wirtschaft ist in einem bemerkenswert guten Zustand.“ Die Bundesbank halte an ihrer Prognose fest, dass die deutsche Wirtschaft 2012 um 0,6 Prozent wachsen werde - nach 3,0 Prozent im Vorjahr. Vor allem wegen stark gestiegener Energiepreise erhöhte die Bundesbank allerdings ihre Inflationserwartung von 1,8 Prozent auf „über 2 Prozent“.

Die Deutsche Bank hat dagegen ihre Wachstumsprognose für Deutschland nach einer Reihe von guten Stimmungsdaten angehoben. Für das laufende Jahr erwartet das führende deutsche Geldhaus eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse. Zuletzt hatte die Deutsche Bank mit Blick auf die aktuelle Konjunkturflaute nur „eine schwarze Null“ beim deutschen Wirtschaftswachstum für 2012 in Aussicht gestellt. Inzwischen sei jedoch auch ein kurzfristiges Abrutschen in die Rezession „unwahrscheinlich“, hieß es weiter.

Als Gründe für die etwas optimistischere Einschätzung der konjunkturellen Lage in der größten europäischen Volkswirtschaft nannten Experten der Deutschen Bank unter anderem die Stimmungsaufhellung in den Unternehmen. Mittlerweile sei mit dem ifo-Geschäftsklimaindex das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer viermal in Folge gestiegen. Zudem lasse die Stimmung der Einkaufsmanager trotz eines leichten Rücksetzers im Februar eine leichte Expansion der Industrie erwarten.

Finanzmarktexperten betrachten die deutsche Konjunkturlage so positiv wie seit Juni 2010 nicht mehr. Dies teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag mit. Die Konjunkturerwartungen für den März stiegen demnach im Vergleich zum Vormonat unerwartet stark um 16,9 Punkte auf 22,3 Punkte - und damit zum vierten Mal in Folge. „Im Moment scheint die Krise im Euroraum eine Atempause eingelegt zu haben. In Deutschland dürfte zudem die günstige Lage am Arbeitsmarkt dazu beitragen, dass die Binnenwirtschaft weiterhin konjunkturelle Impulse gibt“, sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Risiken blieben jedoch aufgrund der Konjunkturschwäche in wichtigen europäischen Volkswirtschaften und den Verwerfungen im Bankensektor bestehen.

Nur noch 13,5 Prozent der befragten Experten befürchten eine Verschlechterung der Konjunktur in den nächsten sechs Monaten, während 35,8 Prozent eine Verbesserung erwarten. Der Indikator für die aktuelle konjunkturelle Lage sank geringfügig um 2,7 Punkte, bleibt aber mit 37,6 Punkten deutlich im positiven Bereich.

Die Commerzbank teilte den Optimismus der Studie, wies aber darauf hin, dass erst positive Werte aus den Unternehmen durch die März-Zahlen der Einkaufsmanagerindizes und des ifo-Geschäftsklimas wirklich Aufschluss über die konjunkturelle Situation gäben. Auch die Konjunkturerwartungen für die Eurozone sind im März um 19,1 Punkte auf 11 Punkte gestiegen. Die ZEW befragte für die Studie im Zeitraum vom 27. Februar bis 12. März 285 Analysten und institutionelle Anleger.