Bundesbankpräsident sieht EZB-Geldflut skeptisch
Hamburg/Frankfurt (dpa) - Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat sich skeptisch über die jüngste Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) geäußert.
Die Konditionen seien „sehr generös“ geraten, sagte Weidmann dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ und fügte hinzu: „Das Programm vermittelt kurzfristig Ruhe, aber es ist eine Ruhe, die trügerisch sein könnte.“
Die EZB hatte den kränkelnden Banken erneut eine Riesen-Geldspritze verpasst: Insgesamt liehen sich Europas Kreditinstitute die Rekordsumme von exakt 529,5 Milliarden Euro für außergewöhnlich lange drei Jahre. 800 Banken fragten das Geld nach. Damit pumpten sich die von der Schuldenkrise gebeutelten Banken bereits zum zweiten Mal binnen gut zwei Monaten billiges Geld von der Notenbank.
Dem Magazin zufolge ist Weidmann vor allem besorgt mit Blick auf die Sicherheiten, die die Banken bei der EZB für Kredite mittlerweile hinterlegen dürfen. „Die Notenbanken des Eurosystems nehmen substanzielle Risiken in ihre Bilanz, die im Grenzbereich ihres Mandats liegen“, sagte er. Weidmann wolle die Qualitätsmaßstäbe für die Sicherheiten schnellstmöglich wieder verschärfen, schreibt das Magazin weiter.
Der französische Zentralbankchef Christian Noyer sprach sich im „Spiegel“ gegen eine vorschnelle Änderung der Konditionen aus. „Wir können das tun, wenn die Krise einmal vorbei ist.“ Noyer verteidigte die Politik der EZB: „In dieser Krise waren die Zentralbanken verpflichtet, neue Instrumente zu erfinden“, dem Ziel der Preisstabilität sei man trotzdem verbunden.
Beim ersten Geschäft mit dieser langen Laufzeit kurz vor Weihnachten hatten sich die Geschäftsbanken 489,2 Milliarden Euro zu günstigen Konditionen besorgt. Die EZB will mit der Geldflut und Zinsen auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent ein Austrocknen der Geldmärkte verhindern. Denn eine Kreditklemme würde die ohnehin schwache Konjunktur abwürgen.