Commerzbank stopft Kapitallücken

Frankfurt/Main (dpa) - Die in Kapitalnot steckende Commerzbank zieht alle Register, um neue Staatshilfen zu vermeiden. Der teilverstaatlichte Dax-Konzern kündigte an, seine Kapitallücke durch den Rückkauf von Anleihen verkleinern zu wollen.

Um Papiere in einem Nominalwert von gut 1,1 Milliarden Euro aus dem Markt zu nehmen, stellt das zweitgrößte deutsche Geldinstitut 600 Millionen Euro zur Verfügung. Wenn die Investoren mitmachen, könnte die Bank davon profitieren, dass die Anleihen seit ihrer Ausgabe wegen der Misere des Instituts deutlich an Wert verloren haben.

Der Rückkauf ist Teil eines umfangreiches Pakets, mit dem die Commerzbank ihre Kapitallücke von voraussichtlich rund fünf Milliarden Euro schließen will. Bereits vor einem Monat hatte Bankchef Martin Blessing angekündigt, die Bilanzrisiken um 30 Milliarden Euro herunterzufahren. Randgeschäfte sollen verkauft und Gewinn einbehalten werden. Zudem dürfen in einzelnen Geschäftsfeldern derzeit keine Kredite mehr vergeben.

Sollte das Institut die Lücke nicht aus eigener Kraft schließen können, erwägt die Bundesregierung nach Informationen des „Spiegel“ eine Verstaatlichung der Bank. Nur die Krisen-Tochter Eurohypo zu übernehmen, komme für den Bund nicht in Frage. Die Commerzbank-Aktie verlor am Montag bis zum Mittag mehr als sieben Prozent an Wert.

Der Rückkauf der Hybridanleihen (Trust Preferred Securities) könnte für die Commerzbank ein gutes Geschäft werden. Das Institut will rund die Hälfte der noch ausstehenden Papiere zu Preisen von 40 bis 52,5 Prozent des einstigen Ausgabepreises zurücknehmen. Die Differenz zwischen dem neuen Preis und dem Nominalwert kann sich die Bank als Gewinn gut schreiben. Insgesamt beläuft sich das Volumen der ausstehenden Hybridanleihen noch auf nominal 2,23 Milliarden Euro.

„Das ist eine gewisse Bilanzkosmetik, das Kernproblem der Commerzbank wird nicht gelöst“, kommentierte der Frankfurter Bankenexperte Martin Faust. Als größten Klotz am Bein der Commerzbank sehen Experten die Immobilientochter Eurohypo, die aber wegen des turbulenten Marktumfeldes derzeit als unverkäuflich gilt.

Besitzer der Anleihen haben bis zum 13. Dezember Zeit, das Angebot anzunehmen. Damit auch sie etwas von dem Geschäft haben, bietet die Commerzbank ihnen einen Aufschlag zum derzeitigen Marktpreis an. Zuletzt notierten die Anleihen nur noch bei 35 bis 43 Prozent des einstigen Wertes.

Mit dem Schritt rüstet sich die Bank für die schärferen Vorgaben der Regulatoren. Die europäische Bankenaufsicht EBA erkennt Hybridkapital nicht als hartes Eigenkapital an. In einem Blitz-Stresstest ermitteln Aufseher derzeit, wie groß die Kapitallücke der europäischen Institute bei einer Bewertung der von ihnen gehaltenen Staatsanleihen zu Marktpreisen ist. Die Banken müssen auf eine harte Kernkapitalquote von 9 Prozent kommen. Kernkapital gilt als Puffer für Krisen.

Der genaue Kapitalbedarf der Commerzbank ist noch unklar. In Finanzkreisen hieß es zuletzt, der Konzern müsse mit einer Lücke von fünf Milliarden Euro rechnen. Die Ergebnisse des Tests werden frühestens an diesem Mittwoch erwartet.

Seit Tagen kursieren diverse Szenarien, wie die Commerzbank das Geld auftreiben will. Um Spekulationen mit den Hybridpapieren zu vermeiden, musste sie nun schnell handeln. Bereits im Januar hatte die Bank Besitzern solcher Anleihen für den Rückkauf eigene Aktien angeboten, im März tauschte sie weitere Scheine in eine neue Nachranganleihe.