Anwalt: Anklage gegen Ex-Chefs von Sal. Oppenheim

Köln (dpa) - Gegen die frühere Führung der einst größten europäischen Privatbank Sal. Oppenheim ist Anklage wegen Untreue in einem besonders schweren Fall erhoben worden. Das sagten die Rechtsanwälte Prof. Klaus Volk und Daniel Krause am Montag der Nachrichtenagentur dpa.

Es gehe um Immobiliengeschäfte in Köln. Die Anklage richtet sich nach dpa-Informationen gegen die vier ehemaligen persönlich haftenden Gesellschafter der Bank und auch gegen den Unternehmer und Immobilienentwickler Josef Esch aus Troisdorf bei Bonn.

Die Staatsanwaltschaft bestätigte die Anklage zwar nicht. Die Kölner Behörde ermittelt nun aber schon seit mehr als anderthalb Jahren gegen Ex-Verantwortliche der Traditionsbank. Die Anklage betrifft den Anwälten zufolge zwei Immobilienkomplexe in Köln. Der Fall ist aber nur Teil eines größeren und schwer überschaubaren Ermittlungsverfahrens. Sal. Oppenheim war nach Fehlspekulationen und Milliardenverlusten Anfang 2010 von der Deutschen Bank übernommen worden.

Der Münchner Anwalt Volk vertritt Christopher Freiherr von Oppenheim, der einer der vier persönlich haftenden Gesellschafter war. Die Beschuldigungen richteten sich aber nicht nur gegen seinen Mandanten, betonte Volk: „Die Anklage bezieht sich auf die früheren persönlich haftenden Gesellschafter.“ Dazu gehörten Matthias Graf von Krockow (62), Friedrich Carl Janssen (67) und Dieter Pfundt.

Auch von Krockows Anwalt Daniel Krause bestätigte gegenüber dpa die Anklage gegen seinen Mandanten: „Die Anklage ist erhoben. Wir prüfen jetzt, ob wir uns zu der Anklageschrift äußern.“ Die vier Top-Entscheider hatten Sal. Oppenheim kurz vor dem Notverkauf an die Deutsche Bank verlassen.

Nach dpa-Informationen ist auch Josef Esch angeklagt. Mit Sal. Oppenheim hatte er zahlreiche Fonds aufgelegt. Esch lenkt die weit verzweigte Oppenheim-Esch Holding. Ein Sprecher der Kölner Bank sagte der dpa: „Das Bankhaus Sal. Oppenheim unterstützt eine zügige und konsequente rechtliche Aufarbeitung der Vergangenheit.“ Man habe die Ermittlungen in den letzten gut anderthalb Jahren intensiv unterstützt und alles „Wissen zu dem komplexen Sachverhalt eingebracht“.

Die Anwälte Volk und Krause nannten keine Details. Laut „Focus“ sollen die Manager der Bank einen Schaden von 60 Millionen Euro zugefügt haben. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte zuvor über einen Schaden von mehreren Millionen Euro geschrieben. Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt seit Frühjahr 2010 gegen Mitglieder der Ex-Führungsriege, nennt aber keine Namen. Berichten zufolge geht es um vorschnell und nicht ausreichend auf Sicherheiten geprüfte Kredite. Mehrfach waren Büros, Haupt- und Nebenwohnsitze früherer Banken-Chefs durchsucht worden.