Bis 2018 keine Dividende Commerzbank-Umbau fordert Tribut: Gewinneinbruch 2016
Frankfurt/Main (dpa) - Nach einem herben Gewinneinbruch 2016 treibt die Commerzbank ihren radikalen Konzernumbau voran. Große Sprünge beim Überschuss erwartet Vorstandschef Martin Zielke vorerst nicht.
„Es wird auch 2017 wieder Sondereffekte geben. Aber was klar ist: 2017 und 2018 sind geprägt durch den Umbau“, sagte der Manager bei der Bilanzvorlage in Frankfurt.
Im März sollen die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über den im Herbst angekündigten Abbau Tausender Stellen beginnen. Betriebsbedingte Kündigungen will das Institut möglichst vermeiden, wie Zielke bekräftigte: „Wir möchten mit dem Betriebsrat offen und konstruktiv daran arbeiten, den notwendigen Abbau so sozialverträglich wie irgend möglich zu gestalten.“
Konzernumbau und Zinstief schrumpften den Gewinn des Dax-Konzerns im vergangenen Jahr um drei Viertel. Der Überschuss brach von knapp 1,1 Milliarden Euro im Vorjahr auf 279 Millionen Euro ein.
Zur Belastung wird die Dauerkrise in der Schifffahrt, wo die Bank Kreditgeber ist. Im vergangenen Jahr musste das Institut seine Vorsorge allein für mögliche Kreditausfälle bei Schiffsfinanzierungen auf 559 Millionen Euro erhöhen. Für 2017 rechnet die Bank hier kaum mit Entspannung.
Mit einer schlankeren Struktur und einem Fokus auf das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft will die Commerzbank Boden gutmachen. Bis zum Jahr 2020 sollen 9600 der zuletzt gut 45 000 Vollzeitstellen gestrichen werden. Finanzvorstand Stephan Engels geht nicht davon aus, dass schon 2017 nennenswert Stellen wegfallen werden. Die 1,1 Milliarden Kosten für den Konzernumbau dürften Engels zufolge „zu gleichen Teilen zwischen 2017 und 2018 aufgeteilt werden“.
Das Ergebnis des vergangenen Jahres nannte Zielke „solide“, räumte jedoch zugleich ein: „Allerdings können wir mit der Ergebnisqualität noch nicht zufrieden sein.“ Der langjährige Privatkundenchef hatte die Konzernführung zum 1. Mai von Martin Blessing übernommen. Damals war die Euphorie groß: Blessing hatte sich mit dem ersten Milliardengewinn seit fünf Jahren und der ersten Dividende seit der Finanzkrise verabschiedet. Ursprünglich wollte der Vorstand nahtlos daran anknüpfen, trat aber bald auf die Bremse.
Als Stütze für die Commerzbank erwies sich im vergangenen Jahr einmal mehr das Geschäft mit Privat- und kleineren Firmenkunden. Dort stieg das operative Ergebnis um drei Prozent auf fast 1,1 Milliarden Euro. Die Bank gewann in Deutschland unter dem Strich 321 000 Kunden und vergab mehr Kredite. Damit zählt die Bank jetzt 12 Millionen Kunden.
„Bis 2020 wollen wir in Deutschland bekanntlich zwei Millionen neue Privatkunden gewinnen und die Erträge um mindestens 1,1 Milliarden Euro steigern. Durch organisches Wachstum - und wenn der Preis stimmt auch durch Zukäufe“, sagte Zielke. Vor Strafzinsen will das Geldhaus Privatkunden nach wie vor verschonen, auch das kostenlose Girokonto stehe derzeit nicht zur Disposition.
„Auch im Firmenkundengeschäft wollen wir wachsen und bis Ende des Jahres 3500 neue Kunden gewinnen“, kündigte Zielke an. Im vergangenen Jahr schwächelte das Geschäft mit größeren Firmenkunden, weil viele sich mit Transaktionen am Kapitalmarkt zurückhielten: Das operative Ergebnis sank um fast ein Viertel auf rund 1,3 Milliarden Euro. Stabilitätsanker waren Mittelstand und deutsche Großkunden.
Beim Bemühen, die Bank unabhängiger von Schwankungen an den Kapitalmärkten zu machen, konnte der Vorstand erste Erfolge vorweisen: Die harte Kernkapitalquote - wichtiger Gradmesser für die Widerstandsfähigkeit einer Bank in schlechten Zeiten - stieg binnen drei Monaten von 11,8 auf 12,3 Prozent. Im laufenden Jahr soll sie stabil bei mindestens 12,0 Prozent liegen.
Die Aktionäre - darunter der Bund - müssen zunächst unter dem teuren Umbau leiden: Nach der Mini-Dividende 2015 gibt es voraussichtlich bis einschließlich 2018 keine Gewinnausschüttung. Die Aktie gab bis Donnerstagmittag um 3,5 Prozent auf knapp 7,50 Euro nach.