Continental will 2020 rund 50 Milliarden Euro Umsatz machen
Hannover (dpa) - Getrieben vom globalen Schub der PS-Branche und mit Rekorden im Rücken verspricht Continental kräftiges Wachstum. Während die deutschen Autobauer auf große Unsicherheiten in den Märkten verweisen und Prognosen nur auf Jahressicht veröffentlichen, blickt der Zulieferer und Reifenhersteller voraus bis 2020.
Dann will Conti rund 50 Milliarden Euro Umsatz machen. Dabei soll der Gewinnanteil ähnlich hoch liegen wie aktuell - selbst dieses Ziel nennt Conti schon heute.
„Wir setzen auf den weiter steigenden Bedarf an Mobilität“, sagte Konzernchef Elmar Degenhart zur Zahlenvorlage. Aus seiner Sicht dürfte in den nächsten Jahren nicht nur die Menge der gefertigten Autos steigen, sondern vor allem deren Ausstattung mit elektronischen Helferlein und moderner Datenverarbeitung. „Software ist in unseren Augen das neue Rad der Industrie“, sagte Degenhart.
Verglichen mit den Plänen für 2015 wären die 50 Milliarden Euro ein Umsatzanstieg von einem Drittel - heruntergebrochen auf die einzelnen Jahre klingt das Ziel mit im Schnitt rund sechs Prozent Wachstum aber schon weniger gewaltig. Dieses Jahr zählt der jüngst übernommene US-Konzern Veyance erstmals zur Conti-Bilanz und soll die Erlöse auf 37,5 Milliarden Euro steigern (2014: 34,5 Mrd Euro). Der schwache Euro könnte den Umsatz noch um eine weitere Milliarde antreiben. Vergangenes Jahr hatten die Wechselkurse Conti noch gebremst.
Unter dem Strich schoss Contis Überschuss um fast ein Viertel auf knapp 2,4 Milliarden Euro in die Höhe. Das dürfte die Aktionäre freuen, die für das abgelaufene Jahr 3,25 Euro Dividende je Schein bekommen sollen. Das wären 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. „Unsere Finanzen sind tip top“, sagte Degenhart. Contis Aktie legte in einem freundlichen Dax-Umfeld um bis zu 2,7 Prozent zu.
Hauptgrund für den Gewinnsprung 2014: Conti kam beim Abbau der Schulden gut voran und hatte sie unter dem Strich um ein Drittel auf den tiefsten Stand seit 2006 gedrückt. Da die Niedersachsen zudem alte Anleihen im Umfeld der aktuellen Billigzinsen ersetzten, zahlten sie insgesamt über eine halbe Milliarde Euro weniger Zinsen als 2013.
Einziger Schönheitsfleck der Bilanz 2014 sind 97 Millionen Euro Verlust vor Zinsen und Steuern in der Antriebssparte (2013: 180 Mio Euro). Sie leidet unter dem schleppenden Anlauf der Elektromobilität. Dort hatte Conti im dritten Quartal hohe Abschreibungen vorgenommen.
Finanzvorstand Wolfgang Schäfer zeigte sich für das Geschäftsfeld zuversichtlich: „Es steht unter positiven Vorzeichen.“ 2015 seien in der Sparte fünf Prozent Umsatzplus drin und ihre Umsatzrendite - also der Gewinnanteil vor Zinsen und Steuern am Umsatz - solle sich „in Richtung der anderen Divisionen bewegen“. Dabei ist die Reifensparte mit 19 Prozent Rendite weiterhin der wichtigste Gewinnlieferant.
Sehr skeptisch äußerte sich Degenhart zum Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million per Stecker aufladbare Elektrofahrzeuge auf den deutschen Straßen zu sehen. „Das Millionenziel haben wir von Anfang an für sehr sehr ambitioniert gehalten.“ Die Erwartungen seien viel gedämpfter inzwischen. „Aufgrund der geschilderten Entwicklungen halten wir das Ziel für kaum mehr realistisch“, sagte Degenhart.
Continental ist zusammen mit Bosch einer der weltgrößten Zulieferer für die Kfz-Branche. Das aktuelle Jahr sei gut angelaufen, heiß es. Seine weltweite Belegschaft schraubte der Konzern binnen Jahresfrist (31.12.) um 11 406 Mitarbeiter auf 189 168 hinauf.