Daimler baut Produktion in den USA massiv aus
Stuttgart/Tuscaloosa (dpa) - Der Autobauer Daimler baut seine Produktion in den USA massiv aus und schafft mehrere hundert neue Arbeitsplätze. In ihrem Pkw-Werk in Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama werden die Stuttgarter künftig fünf statt bisher drei Mercedes-Modelle bauen.
In den nächsten Jahren sollen dort 1400 neue Jobs entstehen, teilte Daimler am Freitag mit. Zwischen 2010 und 2014 stecken die Schwaben insgesamt 2,4 Milliarden Dollar (rund 1,75 Mrd Euro) in den Standort. In Portland (Oregon) sollen bald deutlich mehr schwere Lastwagen produziert werden. Dafür wird die Belegschaft bis Ende nächsten Jahres um 350 Mitarbeiter aufgestockt.
In Tuscaloosa wird neben den Geländewagen der M-, GL- und R-Klasse sowie dem 2014 erwarteten Anlauf der C-Klasse von 2015 an ein ganz neues Mercedes-Modell vom Band laufen. Allein für die Produktion des neuen Modells nimmt Daimler 350 Millionen Dollar (255 Mio Euro) in die Hand und schafft 400 neue Jobs. Die geplanten Investitionen kommen zu den bislang angekündigten Ausgaben am Standort von mehr als zwei Milliarden Dollar hinzu.
„Dieses neue Modell ist ein wichtiger Baustein unserer Wachstumsstrategie“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche laut Mitteilung. „Es ist eines der zehn zusätzlichen Modelle, die wir allein in den nächsten vier Jahren über alle Segmente hinweg einführen.“ Details zu dem Fahrzeug nannte Daimler nicht. Es wird allerdings nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa keines der neuen Kompaktwagenmodelle sein, sondern ein eher größeres Auto.
„Wir begrüßen die Wachstumsstrategie, solange sie auch der Sicherung der bestehenden Arbeitsplätze dient“, sagte Daimler-Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm. Das Fahrzeug, das von 2015 an in den USA gebaut werden soll, ist ein komplett neues, zusätzliches Modell. Dadurch wird auch kein anderer Standort von der Entscheidung betroffen sein.
Das war bei der C-Klasse vor zwei Jahren anders. Damals hatte Zetsche angekündigt, die beliebte Limousine von 2014 an für den nordamerikanischen Markt in Tuscaloosa zu produzieren. Im größten Pkw-Werk des Konzerns in Sindelfingen soll das Auto dann nicht mehr vom Band rollen. Klemm und mehrere zehntausend Daimler-Mitarbeiter waren damals auf die Barrikaden gegangen. An der Entscheidung der Daimler-Führung änderte das zwar nichts, allerdings setzte die Belegschaft damals eine umfangreiche Beschäftigungssicherung bis 2020 für den Standort durch.
Das Werk in Tuscaloosa wurde 1997 eröffnet und war für die Personenwagensparte des Konzerns der erste Fertigungsstandort außerhalb Deutschlands. Im vergangenen Jahr rollten dort 125 000 Geländewagen vom Band, die von hier aus an Kunden in der ganzen WElt geliefert werden. An dem Standort arbeiten rund 2800 Menschen.
Im Lkw-Werk in Portland wird wegen der brummenden Nachfrage eine zweite Schicht zur Fertigung von Lastwagen der Marke Western Star eingerichtet. „Wir versprechen uns für das kommende Jahr weiteres Wachstum“, sagte Daimler-Nutzfahrzeugvorstand Andreas Renschler. Die Fahrzeuge von Western Star werden vor allem für den Holztransport, im Bergbau und bei der Erdölförderung eingesetzt und werden hauptsächlich in Amerika, Australien sowie Südafrika und Indonesien verkauft. Derzeit arbeiten in dem Werk etwa 750 Menschen.
Die Autobauer versuchen, ihre Fahrzeuge möglichst dort zu produzieren, wo sie auch verkauft werden. So sollen Wechselkurseffekte vermieden werden, die sich negativ in der Bilanz niederschlagen können. Auch Daimler-Konkurrenten wie BMW und Volkswagen investieren Milliarden in ihre US-Werke.