Daimler-Chef Zetsche bekommt weniger Gehalt
Schwächelnde Gewinne, Probleme in der Autosparte: Der Daimler-Chef spürt heftigen Gegenwind.
Stuttgart. Gelbe Karte für Daimler-Chef Dieter Zetsche. Der Aufsichtsrat verlängerte seinen Vertrag in der vergangenen Woche nicht wie erwartet um fünf, sondern lediglich um drei Jahre. Nun sickerte durch, dass die Arbeitnehmerseite ihn am liebsten gar nicht mehr auf dem Chefsessel gesehen hätte. Zetsche (59) bekommt zudem die jüngsten Rückschläge des Autobauers auf seinem Gehaltskonto zu spüren. Nach rund 8,7 Millionen Euro für 2011 kassiert der Konzernlenker für das vergangene Jahr eine halbe Million Euro weniger (8,2 Millionen Euro).
Nach Ansicht von Experten stellt sich nun die Frage, wie lange man ein Unternehmen ohne die volle Rückendeckung der Mitarbeiter führen kann. „Wenn das nicht mehr gewährleistet ist, ist das ein großes Problem“, sagt Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Zuletzt habe Zetsche einiges an „Porzellan zerschlagen“, so der Branchenkenner. „Das muss gekittet werden.“
Bei den Beschäftigten hat der 59-Jährige keinen guten Stand. Dort ist man vor allem mit seinem Kommunikationsstil unzufrieden. Zetsche lasse demnach keine anderen Meinungen zu und schon gar keine Kritik. Unzufrieden war die Arbeitnehmerseite offenbar vor allem damit, dass Zetsche über ein anstehendes Sparprogramm nicht mit sich diskutieren ließ. Dort habe sich mittlerweile die Auffassung durchgesetzt: „Es geht eigentlich gar nicht mehr mit Zetsche.“
Probleme mit der Belegschaft würden die kommenden Jahre für den Konzernlenker noch schwieriger machen als ohnehin schon, meint Experte Bratzel. Inhaltlich halte er die Arbeit des 59-Jährigen aber für richtig: „Zetsche hat recht, dass die Kosten reduziert werden müssen.“ Das sei eine wichtige Voraussetzung, um irgendwann erfolgreicher zu sein als die Konkurrenz.
Zetsche hat die Kampfansage gemacht, bis 2020 profitabler zu sein als BMW und Audi. Zuletzt musste er im Rennen um die Spitze in der Oberklasse aber weiter vertrösten: In der Autosparte werde der operative Gewinn im laufenden Jahr sogar „leicht unterhalb“ des Vorjahres liegen, räumte er bei der Bilanzvorlage Anfang Februar ein. Bereits 2012 war das Ergebnis vor Steuern und Zinsen sowohl in der Pkw-Sparte als auch im Gesamtkonzern zurückgegangen.
Auch auf dem wichtigen Wachstumsmarkt China schwächeln die Schwaben. Im vergangenen Jahr verbuchte Daimler hier sogar schrumpfende Erlöse.