Der tiefe Fall des Kölner Bankhauses Sal. Oppenheim
Die vier Ex-Chefs und Immobilienmanager Esch müssen sich ab Mittwoch vor Gericht verantworten.
Köln. Es ist einer der größten Wirtschaftsstrafprozesse der Nachkriegsgeschichte: Ausgerechnet in der spröden Betonburg des Kölner Landgerichts wird ab morgen die Welt der Superreichen ausgebreitet. In Saal 210 beginnt das Verfahren gegen das ehemalige Führungsquartett des Bankhauses Sal. Oppenheim und einen früheren Geschäftspartner.
Die Anklage lautet auf Untreue in besonders schwerem Fall und Beihilfe dazu. Es geht um drei Immobiliengeschäfte und einen dreistelligen Millionenschaden für die einst größte europäische Privatbank, die 2009 fast kollabierte.
Auf der Anklagebank nehmen die vier ehemals persönlich haftenden Gesellschafter Platz: Christopher Freiherr von Oppenheim (47), Sohn des vor acht Jahren gestorbenen Firmenpatriarchen Alfred von Oppenheim und früher zuständig für das Privatkundengeschäft. Matthias Graf von Krockow (63), verschwägert mit den Oppenheims und mehr als zehn Jahre lang Bankenchef. Friedrich Carl Janssen (68), ehemals Risiko-Manager und vorübergehend Aufsichtsratschef beim Handelskonzern Arcandor. Dieter Pfundt (60), Ex-Chef des Investmentbankings. Und schließlich der Immobilienunternehmer Josef Esch (56) als früherer Geschäftspartner.
Das mögliche Strafmaß: bis zu zehn Jahre Gefängnis. Die Angeklagten beteuern ihre Unschuld. In dem Prozess werden drei Immobiliengeschäfte juristisch aufgearbeitet, die die Staatsanwaltschaft in zwei Anklagen zusammengefasst hat. Kurz gesagt geht es um Investitionen in eine Kölner Villa und zwei Bürokomplexe in der Domstadt sowie in Frankfurt. In die laut Anklage zu aufwendig renovierte und dann zu billig vermietete Kölner Villa war Christopher von Oppenheims Mutter Jeane Freifrau von Oppenheim eingezogen.
Durchgehende Themen des bis Jahresende auf 78 Verhandlungstage angesetzten Prozesses: sündhafter Luxus, Selbstbedienungsmentalität. Die Anklagen zielen darauf ab, dass sich die Führung der Bank auf Kosten der übrigen Gesellschafter bereichert haben soll. Dabei ist mit dem Strafverfahren nur ein Teilkomplex abgedeckt.
Eine dritte Anklageschrift ist fertig. Es soll bei den Vorwürfen um einen dreistelligen Millionenkredit an die bereits hoch verschuldete Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz gehen. Die Ex-Milliardärin verklagt die fünf Angeklagten derzeit in einem gesonderten Prozess auf 1,9 Milliarden Euro Schadenersatz. Das Kölner Landgericht hat ihr aber wenig Hoffnung auf Erfolg gemacht.