Umsatz und Ergebnis gesteigert Daimler geht mit Rekordzahlen aus turbulentem Diesel-Jahr
Stuttgart (dpa) - Mit neuen Rekordzahlen hat Daimler das von Diesel-Debatte und Kartellvorwürfen überschattete Autojahr 2017 zu Ende gebracht. So viele verkaufte Fahrzeuge wie nie zuvor haben auch bei Umsatz und Gewinn zu Bestwerten geführt, wie der Konzern in Stuttgart mitteilte.
„Unser Unternehmen ist kerngesund und hochprofitabel“, sagte Vorstandschef Dieter Zetsche. Zu den umstrittenen Abgasversuchen der Lobbyorganisation EUGT wollte er sich nicht im Detail äußern und verwies auf laufende Untersuchungen. „Wir werden die Vorgänge lückenlos aufklären“, versprach Zetsche und betonte, man verabscheue derartige Versuche.
Daimler hatte zuvor personelle Konsequenzen gezogen und den Mitarbeiter freigestellt, der die Stuttgarter im EUGT-Vorstand vertreten hatte. Zetsche verwies auf den angestrebten Kulturwandel im Konzern unter dem Schlagwort „Leadership 2020“. Die aktuelle Diskussion zeige, „wie wichtig dabei ein gemeinsames Verständnis von integrem Verhalten ist, das alle im Unternehmen teilen“.
Für das laufende Jahr hat sich Daimler unter anderem wegen höherer Kosten für neue Produkte und Technologien vorsichtigere Ziele gesetzt. 2018 dürfte das operative Ergebnis im Konzern wohl lediglich auf dem Niveau des Vorjahres liegen, sagte Zetsche. 2017 hat der Dax-Konzern bei einem Umsatz von 164,3 Milliarden Euro (+7 Prozent) einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 14,7 Milliarden Euro gemacht - 14 Prozent mehr als im Jahr davor.
Beim Gewinn, der unterm Strich auf die Aktionäre entfällt, fiel das Plus noch weitaus deutlicher aus. 10,5 Milliarden Euro bedeuten einen Zuwachs um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hier profitiert Daimler auch von der US-Steuerreform.
Nach oben geht es auch mit der Prämie für die Mitarbeiter und mit der Dividende. Rund 130 000 nach Tarif Beschäftigte in Deutschland sollen im April zusätzlich 5700 Euro bekommen. Das sei der höchste Betrag der Firmengeschichte. Im Vorjahr gab es 5400 Euro. Die Aktionäre sollen 3,65 Euro Dividende je Aktie bekommen - 40 Cent mehr.
Für das Plus beim operativen Ergebnis waren vor allem die Erholung im Lastwagengeschäft sowie der Lauf der Pkw-Sparte maßgeblich. Auch die Finanzdienstleistungen trugen erneut kräftig zum Anstieg bei.
Beim Absatz der Kernmarke Mercedes-Benz hatte die Dynamik in den letzten drei Monaten des Jahres merklich nachgelassen. Aufs Jahr gesehen zeigten die Werte aber dank des Schwungs in China und bei den teuren Sportgeländewagen (SUV) weiter nach oben. Den weltweiten Spitzenplatz beim Verkauf von Premiumautos hatte Daimler ohnehin gegen den Rivalen BMW verteidigt. „Wir haben unsere Führung im Premiumsegment weiter ausgebaut“, sagte Zetsche. BMW-Chef Harald Krüger hatte jüngst zur Jagd auf die Stuttgarter geblasen. Bis 2020 will er die Hausmarke der Münchener wieder an der Spitze sehen. BMW hatte 2016 nach vielen Jahren den Spitzenplatz an Mercedes verloren.
2,29 Millionen Mercedes-Benz - Smart zählt hier nicht mit - wurden 2017 verkauft und damit 9,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Und auch mehr Diesel, betonte Zetsche, wenngleich der Anteil in Europa angesichts noch stärker gestiegener Benziner-Verkäufe leicht zurückgegangen sei.
Der wichtigste Geschäftsteil von Daimler dürfte im kommenden Jahr von Kosten für neue Technologien wie Elektroautos und Assistenzsysteme belastet werden. Unter der neuen Marke EQ will Daimler bis zum Jahr 2022 in allen Segmenten vom Kompaktwagen bis zum SUV auch Wagen mit elektrischen Antrieben anbieten. Das kostet zunächst Geld. Die Investitionen sollen konzernweit im Mittel dieses und des kommenden Jahres rund 700 Millionen Euro höher liegen als 2017, die Forschungs- und Entwicklungsausgaben um rund 200 Millionen. Der Löwenanteil des Geldes fließt in die Pkw-Sparte.
Daimler ist derzeit auf dem Weg, drei eigenständige Gesellschaften unter dem Konzerndach zu bilden: eine für Pkw und Vans, eine für Lastwagen und Busse sowie für die Finanzdienstleistungen. Die endgültigen Beschlüsse müssten erst noch gefasst werden, sagte Finanzchef Bodo Uebber. Verabschieden könnten die Anteilseigner die Reform weiterhin frühestens auf der Hauptversammlung im Jahr 2019.