Daimler und Rolls-Royce: Tognum-Mehrheit gesichert

Stuttgart (dpa) - Daimler und Rolls-Royce haben sich eine überraschend satte Mehrheit am Motorenhersteller Tognum gesichert. Die beiden Bieter halten insgesamt nun 94 Prozent der Aktien des Friedrichshafener Unternehmens, wie Daimler in Stuttgart mitteilte.

Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber sagte: „Wir sind hoch erfreut über die erzielte Annahmequote.“ Das Unternehmen soll nun zum weltweiten Marktführer für Industriemotoren weiterentwickelt werden.

Andrew Shilston von Rolls-Royce sagte, es entstehe ein führender Anbieter von Komplettsystemen im Industriemotorenbereich. „Das Gemeinschaftsunternehmen wird rund um den Globus über eine breite Aufstellung hinsichtlich Produkten, Dienstleistungen und Lösungsangeboten verfügen.“ Daimler-Finanzvorstand Uebber bezifferte den weltweiten Markt, auf dem Tognum tätig ist, auf mehr als 30 Milliarden Euro. Um den Motorenbauer von der Börse zu nehmen, müssten Daimler und Rolls-Royce 95 Prozent der Anteile besitzen. Zu diesem Thema sagte eine Daimler-Sprecherin, über die nächsten Schritte werde zu gegebener Zeit entschieden.

Ein Tognum-Sprecher sprach von einem „guten Tag“ für das Unternehmen. Nun herrsche Klarheit über die mittel- und langfristige Zukunft. Die Übernahme von Tognum war zuerst zäh angelaufen. Den entscheidenden Durchbruch für die Bieter hatte Mitte Mai die Aufstockung der Offerte um zwei auf 26 Euro je Aktie gebracht. Zuvor hatten Daimler und Rolls-Royce mit ihrem Angebot sowohl bei Vorstand und Aufsichtsrat als auch bei den übrigen Tognum-Aktionären auf Granit gebissen. Sie hatten den Preis als zu niedrig abgelehnt. Die neue Offerte hatte den Dieselmotorenspezialisten mit 3,4 Milliarden Euro bewertet.

Die Tognum-Spitzenmanager aus Vorstand und Aufsichtsrat brachten nach der Aufstockung der Offerte ihre eigenen Aktien ein und empfahlen das auch den übrigen Aktionären. Sie hielten rund fünf Prozent der Anteile. Allein der scheidenden Tognum-Chef Heuer bekommt für seine gut drei Millionen Papiere rund 79 Millionen Euro. Auch der jetzige Finanzvorstand und künftige Chef Joachim Coers hielt rund 2,3 Millionen Papiere und bekommt knapp 60 Millionen Euro dafür. Daimler hat seinen bereits zuvor gehaltenen Anteil von 28,43 Prozent an Tognum in das Angebot eingebracht.

Die Bieter hatten zugesichert, der Tognum-Hauptsitz bleibe in Friedrichshafen am Bodensee. Die Arbeitsplätze der mehr als 9000 Mitarbeiter seien nicht in Gefahr. Tognum hatte schon einmal zu Daimler gehört. Nämlich bis Ende 2005, damals unter dem Namen MTU Friedrichshafen. Der frühere Konzernchef Jürgen Schrempp verkaufte den Spezialisten für Motoren etwa für Frachtschiffe, Yachten, Züge oder Panzer an den schwedischen Finanzinvestor EQT. Nach dem Börsengang 2007 stieg Daimler im darauffolgenden Jahr wieder bei Tognum ein.