Daimler-Vorstand ermuntert Mittelständler zu US-Produktion
New York/Stuttgart (dpa) - Daimler-Produktionsvorstand Andreas Renschler zieht 20 Jahre nach dem Entschluss für das erste Autowerk außerhalb Deutschlands ein positives Fazit - und ermuntert auch Mittelständler, eine eigene Produktion in den USA aufzubauen.
Das Werk entstand in Tuscaloosa (Bundesstaat Alabama) im Süden der Vereinigten Staaten. „Wie bei jedem Anlauf und jedem neuen Werk gab es da erst mal viel zu lernen - und wir haben enorm viel gelernt“, sagte Renschler im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. „Heute steht Tuscaloosa für Mercedes-Qualität.“
Er könne mittelständischen Unternehmen nur zu einer eigenen Fertigung in den USA raten, sagte Renschler zur Jubiläumsfeier am Freitag. Mit Daimler seien auch viele Zulieferer in das Land gegangen. „Und ich kenne keinen, der das bereut hat“, meinte der Automanager. Das liege auch an der Mentalität der Menschen, die entspannt und gleichzeitig zielstrebig seien: „Während Deutsche oft erst langwierig klären, wer denn Schuld hatte, sind Amerikaner schon bei der Lösung.“
Neben Daimler produzieren heute auch BMW und VW in den Vereinigten Staaten. Weitere große Industriekonzerne im Land sind Siemens mit der Rekordzahl von 60 000 Mitarbeitern sowie BASF und ThyssenKrupp. Insgesamt beschäftigen hiesige Firmen nach Angaben des Delegierten der Deutschen Wirtschaft in Washington rund 600 000 Menschen in den USA. Nur japanische und britische Firmen haben eine stärkere Präsenz.
Bei Mercedes in Tuscaloosa sind gut 2300 Mitarbeiter unter Vertrag. Tausende weitere Jobs bei Zulieferern und in der örtlichen Wirtschaft hängen von dem Werk ab. 1993 wurde die Entscheidung für den Bau gefällt. 1997 wurde die Fabrik eröffnet, zunächst rollten dort Geländewagen der M-Klasse vom Band. Heute sind es zudem die größere GL-Klasse, die Großraumlimousinen der R-Klasse und ab dem kommenden Jahr die C-Klasse. Mit dem Ausbau wird Daimler insgesamt 4 Milliarden Dollar (3 Mrd Euro) in das Werk investiert haben.
Seit dem Produktionsbeginn sind mehr als 1,8 Millionen Wagen in Tuscaloosa gefertigt worden. 60 Prozent der produzierten Autos gehen in den Export und damit auch nach Deutschland. Die örtliche Daimler-Tochtergesellschaft Mercedes-Benz U.S. International (MBUSI) ist nach eigenen Angaben der größte Exporteur im Bundesstaat Alabama.